Die offizielle Eröffnung des Westfalenstadions erfolgte am 17. April, einem Mittwoch, mit dem Länderspiel Deutschland – Ungarn. Für das Organisationskomitee der WM 1974 mit Erich Rüttel als Chef bot die Begegnung die hervorragende Möglichkeit, auch die „WM-Probe aufs Exempel“ zu machen. Das deutsche Team wohnte in der Sportschule Kaiserau, der Gast aus Ungarn im Hotel Krautkrämer in der Nähe von Münster.

Ehrengast der Eröffnung war FIFA-Präsident Sir Stanley Rous.

Am Tage vor dem Match gab die Stadt Dortmund einen Empfang für die beiden Equipen, deren Mannschaftskapitäne Bene und Beckenbauer das neue Westfalenstadion über den grünen Klee lobten. Als Tafelmusik bot eine sechsköpfige Kapelle aus Ungarn Folklore aus dem Gastland.

Czardas wollte das ungarische Team, das nicht für die WM qualifiziert war, auch auf dem Rasen des Westfalenstadions zelebrieren. Doch das anspruchsvolle Vorhaben misslang gründlich. Die Mannen um Beckenbauer, Müller und Co. zauberten brillant und siegten auch in dieser Höhe verdient mit 5:0 Toren. Torschützen waren Wimmer, Hölzenbein, E. Kremers und der kürzlich verstorbene Gerd Müller (2).

Deutschland spielte mit: Nigbur, Vogts, Schwarzenbeck, Hoeness (ab 69. Flohe), Wimmer (ab 64. Hölzenbein), Grabowski, Müller, E. Kremers.

Zwei besondere Ereignisse außerhalb der grünen Rasens machten Schlagzeilen:

Dortmund hatte fraglos mit dem Westfalenstadion einen Stadion-Hit von Rang  gelandet. Aber eine – große – Kleinigkeit bereitete den Verantwortlichen manch schlaflose Nacht: Das Flutlicht.

Es war von strahlender Brillanz und entsprach in jeder Beziehung den internationalen Anforderungen, hatte allerdings einen sehr unangenehmen Schwachpunkt: Es fiel gern einmal aus.

Der erste Schreck kam gleich bei der inoffiziellen Eröffnung: Bei der Partie des BVB gegen Schalke ging um 20.53 Uhr das Flutlicht aus. Gut, das war in der Halbzeitpause und wurde als kleine Petitesse am Rande angesehen. Trotzdem wurde das zuständige städt. Hochbauamt beauftragt, dem Problem auf die Schliche zu kommen. Also wurde mit dem Flutlicht experimentiert, Spiele simuliert und Ähnliches mehr. Alles okay, alles in Ordnung, so hieß es. Dann folgte das geschilderte offizielle Eröffnungsspiel der DFB-Auswahl gegen Ungarn am 17. April. Und erneut streikte um 20.53 Uhr das Flutlicht. Plötzlich stand man im Dunkeln. Und selbst das erste WM-Spiel mit der Begegnung Schottland – Zaire stand im Zeichen des vermaledeiten Flutlichtproblems.

Später stellte sich heraus, dass der Grund in der Straßenbeleuchtung zu suchen war, die damals um diese Zeit stadtweit angestellt wurde. Es gab einen Überdruck in den Sicherungen des Westfalenstadions und schon war das Flutlicht perdu.

Schlimmer war, dass während der Partie gegen Ungarn ein Besucher einen Herzinfarkt erlitt, der dann leider auf der Tribüne starb. In dem Zusammenhang gab es eine heftige Diskussion über die Zugänge zu den Sitzreihen, die angeblich zu eng waren und die Sanitätskräfte nicht rechtzeitig durchgelassen hätten. Diese Behauptung entbehrte aber zum Glück jeglicher Grundlage.