Hunderttausende säumten am Donnerstag, dem  6. Mai 1966, in Dortmund die Straßen der Stadt, drängten sich auf dem “Neuen Markt” (heute Friedensplatz), als der frischgebackene Gewinner des Europacups der Pokalsieger nach dem großen 2:1-Sieg über den FC Liverpool aus Glasgow in die Heimat zurückkehrte.

Besonders gefeiert wurden die beiden Torschützen Held und Libuda, aber auch Tilkowski, Cyliax, Redder, Kurrat, Paul, Assauer, Schmidt, Sturm und Emmerich standen mehrfach im Blickpunkt frenetischer Ovationen. Oberbürgermeister Dietrich Keuning hieß die siegreichen Recken willkommen. BVB-Präsident Willi Steegmann und Trainer Willy “Fischken” Multhaup dankten dem OB und den Fans.

In das Spiel am Tag zuvor im Hampdon Park zu Glasgow gingen die Schwarz-Gelben als krasser Außenseiter. Zu überlegen schienen die englischen Profis vom FC Liverpool, der Beatles-Stadt. Doch die Borussen entpuppten sich als taktisch klug eingestellt, gallig und effektiv im Zweikampf. Aus einer geschlossenen Elf ragten Assauer, Sturm, Paul und Tilkowski als ruhende Pole heraus.

Das 1:0 von Siggi Held (62., Vorarbeit Emmerich, herrlicher Schuss) glich Liverpool sieben  Minuten später aus: Linksaußen Thompson angelte den Ball – wahrscheinlich - hinter der Tor-Grundlinie, Flanke, Roger Hunt verwandelte einkalt.

Der Siegtreffer fiel in Minute 109. Minute durch eines der kuriosesten Tore der Europacupgeschichte: Held geht durch, schießt Keeper Lawrence an, der Abpraller kommt zu Libuda.  Der „Stan“ riskiert eine „Bogenlampe“ aus 25 Metern, die an der Latte landet. Mittelläufer Yeats kriegt den Ball an die Brust - Tor.

Libuda, der keineswegs seinen besten Tag hatte, war zum Matchwinner avanciert. Gut, dass es 1966 noch keine Auswechselungen gab…

Freudetrunken lagen sich die Borussen nach dem größten Sieg einer deutschen Vereinsmannschaft in der bisherigen DFB-Geschichte in den Armen. Anschließend folgte das offizielle Bankett der UEFA. Die Borussen freuten sich allerdings besonders auf die „dritte Halbzeit“ in ihrem Hotel außerhalb Glasgows, die man in vollen Zügen genießen wollte. Kurze Zeit später gab es jedoch sehr lange Gesichter. Der BVB-Vorstand hatte wohl nicht an den Sieg der eigenen Mannschaft geglaubt und keinerlei Jubelfeier vorgesehen. Hoppy Kurrat, Theo Redder und Co. waren aber nicht faul, machten aus der Not eine Tugend und plünderten die Hotelküche und die Minibars – schwupp war die improvisierte Siegesparty in vollstem Gange.

Der BVB hatte sich die Teilnahme am Endspiel durch Siege über La Valetta 5:1/8:0), Sofia (3:0/2:4), Atletico Madrid (1:1/1:0)  und West Ham United (2:1/3:1) erkämpft.

Gegen Sofia gab es eine knüppelharte Auseinandersetzung, West Ham kam mit Bobby Moore, der kurze Zeit später als Kapitän der englischen Nationalmannschaft Weltmeister im WM-Finale gegen Deutschland wurde, und mit Geoff Hurst, der – angeblich – der einzige Spieler aller Zeiten ist, der in einem WM-Endspiel drei Tore erzielte. Angeblich! Denn das berühmte „Wembleytor“ zum 3:2 für England war ja keines, wie wir heute wissen!