Zwei Mal Deutscher Meister (1995/1996), Champions-League-Sieger, Weltpokalsieger. Diese vier großartigen Titel hat ein Mann mit dem BVB gewonnen, den viele, die das Vergnügen hatten, ihn „in echt“ spielen gesehen zu haben, für den besten BVB-Abwehrspieler aller Zeiten halten: Julio Cesar da Silva, der heute sein 60. Lebensjahr vollendet.

Es gibt ein Foto von der Fußball-Weltmeisterschaft 1986, auf dem ein hünenhafter Kicker in etwa 1,50 m Höhe im Sprung einen Ball in großer Virtuosität mit der Brust stoppt und annimmt. Die Aufnahme zeigt den Ausnahmekicker Julio Cesar, der bei dieser WM in Mexico von den Sportjournalisten zum besten Abwehrspieler des Turniers gewählt wurde, in ästhetischer Vollendung.

Julio Cesar verfügte über einen außergewöhnlichen Antritt, ein überaus sicheres Auge für jede Situation, ein tolles Kopfballspiel, die Fähigkeit, Pässe über 50 und mehr Meter exakt in den Fuß und in den Lauf seiner Mitspieler zu spielen, eine beeindruckende Souveränitätim Stellungsspiel und in der Abwehrarbeit, und, und, und. Ein kleiner Schwachpunkt im Gesamtpaket war sein latenter Hang zum Leichtsinn.

Über jedes Foulspiel war Julio erhaben, ein Tackling am Boden nicht sein Ding. Es ging eben auch viel, viel eleganter....

Manchmal hatte man den Eindruck, die gegnerischen Angreifer würden in seiner Nähe immer kleiner und ihm den Ball gern freiwillig überlassen.

Julio Cesar wurde am 8. 3. 1963 in Bauru im Staat Sao Paulo in Brasilien geboren. Genau in dem Ort also, in dem auch ein gewisser Pele das Licht der Welt erblickte.

Der brasilianische Weltklassekicker, der 60 Länderspiele für die berühmte Selecao absolvierte, kam in der Saison 1994/95 gemeinsam mit Andy Möller von Juventus Turin zum BVB. Eigentlich ein wenig als Möller-Anhängsel verpflichtet, wurde er aus dem Stand richtungweisender Bestandteil der BVB-Abwehr, in der er trotz Jürgen Kohler, Mathias Sammer, Stefan Reuter und anderen durch seine charismatische Präsenz und die damit verbundene beeindruckende Körperlichkeit  herausragte.

Der Abwehrrecke mit dem angesprochenen Hang zur Lässigkeit  machte auch außerhalb des Sportplatzes eine gute Figur. Der Smoking schien für ihn mit seiner leichten Attitüde zum Lebemann förmlich erfunden worden zu sein, Er besaß in Turin Modehäuser, führte in Dortmund ein Restaurant, trug auch beim Training kostbare Uhren und war ein erklärter Liebling der Damenwelt, die ihn gern und ausdauernd anhimmelte.

Nach der Spielzeit 1997/98 verließ Julio den BVB, ging zu Botafogo Rio de Janeiro, also dem Club der Weltmeister Didi und Garrincha aus den 1950er und 1960er Jahren, kehrte später nochmals nach Dortmund zurück und beendete danach in seiner Heimat seine großartige Karriere, die ihn neben Juve und dem BVB auch zu Stade Brestois und Montpellier in Frankreich geführt hatte.

Heute vollendet er also sein sechstes Lebensjahrzehnt, der Ausnahmeathlet und -Fußballer Julio Cesar da Silva. Wir gratulieren und wünschen ihm für die Zukunft alles erdenklich Gute!