Conny Dietz

Seit 1989 lebe ich in unserer wunderschönen Fußballhauptstadt Dortmund. Geboren und aufgewachsen in Oberschwaben, zog es mich über Stuttgart ins Ruhrgebiet. 

Seit meiner Geburt bin ich von Albinismus betroffen. Das heißt ich habe eine hochgradige Sehbehinderung. Als Kind habe ich so oft es ging mit den Jungs ausm Dorf gekickt. Sport, besonders der Fußball haben in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt. In Stuttgart habe ich mit dem Para-Sport in der Leichtathletik und im Torball begonnen. 1983 wurde in Deutschland eine Goalballnationalmannschaft der Frauen gegründet. Ich wurde zu einem Sichtungslehrgang eingeladen und als Spielerin nominiert.

Die ersten Trainingslager der Nationalmannschaft fanden im Raum Dortmund statt. Ich war sofort von den Menschen und der Mentalität im Ruhrgebiet angetan. Dies hat mich nicht mehr losgelassen. Beruflich bin ich deshalb 1989 direkt nach Dortmund gewechselt. Den Pokalsieg unseres BVB in diesem Jahr habe ich am Borsigplatz gefeiert. Borussia Dortmund fand ich als Kind und Jugendliche schon immer sehr sympathisch. In Dortmund angekommen, kommt man an dem Virus „BVB“ nicht mehr vorbei. Und das ist auch gut so!
Mein erster Stadionbesuch im Westfalenstadion war gegen den VfB Stuttgart. Ich stand vor der Haupttribüne unten direkt am Zaun. Das war ein irres Gefühl für mich. Die Spieler waren zum Anfassen nah. Ein Arbeitskollege hat mich später ab und zu auffe Süd mitgenommen. 
1996 war mein persönlicher sportlicher Höhepunkt. In Atlanta gewannen wir Goalballerinnen Paralympisches Gold. Der Traum einer Sportlerin eines Sportlers wurde für mich wahr! Was für ein emotionaler Moment, ich werde ihn nie vergessen.
Zu Hause angekommen, bekam ich von Radio 91.2 „Hausbesuch“. Das hatte eine Arbeitskollegin für mich arrangiert. Ich wurde zu den Spielen von Atlanta interviewt. Auf die Frage was für Wünsche ich denn nach der Goldmedaille noch habe, antwortete ich. „Es ist einfacher bei Olympia eine Goldmedaille zu gewinnen, als bei Borussia Dortmund eine Dauerkarte zu bekommen.
Es vergingen einige Wochen, bis ich eines Tages die Info bekam, dass für mich eine Dauerkarte zur Abholung an der BVB Geschäftsstelle bereit liegt. Ein weiterer Traum wurde für mich wahr!
Heute arbeite ich ehrenamtlich beim BVB-Lernzentrum, einer Initiative des Fan-Projekt Dortmund e.V. Wir sind einer von 23 Standorten im Verein Lernort Stadion e.V. und bieten in unserem wunderbaren Fußballtempel politische Bildungsarbeit für Jugendliche an. Zu uns kommen Schulklassen und Jugendgruppen, die an Workshops zu Themen wie Zivilcourage, Diskriminierung und Rassismus teilnehmen.  Diese Arbeit mit Jugendlichen bereitet mir große Freude. Ich bin sehr dankbar, dass ich so der Gesellschaft etwas zurückgeben kann, was ich in meiner Sportlerkarriere erfahren durfte.

Dazu zählen vor allem Respekt und Wertschätzung. 

Dieser Text ist ein eingereichter Beitrag zum 50. Jubiläums des Westfalenstadions.