Mein Name ist Karl-Heinz Kirchner und ich habe seit der Eröffnung des Stadions 1974 nur wenige Heimspiele des BVB verpasst. Ich bin Rollstuhlfahrer und habe seit 1978 eine Dauerkarte in Block 6 auf der Osttribüne.

Dieser Text ist ein eingereichter Beitrag zum 50. Jubiläums des Westfalenstadions.

Es gibt natürlich aus all den Jahren viele denkwürdige Spiele, die mir in Erinnerung geblieben sind. Ein Spiel war aber für mich perönlich besonders: es war das Spiel gegen den 1. FC Köln am Mittwoch, den 01. 09. 1982. Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil zu der Zeit gerade die 1100-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Dortmund in vollem Gange waren. Spiele unter der Woche begannen damals noch um 19:30 Uhr, sodass die Zeit zwischen Feierabend und Anpfiff nicht all zu lang war. Am Spieltag hatte trotzdem alles seine festen Regeln: wie immer wurde ich von meiner Begleitperson zu Hause abgeholt und wir fuhren zusammen zum Stadion. Wie immer gingen wir dann vom Parkplatz aus mit der Masse über den Schwimmbadweg an der Süd-Ost-Ecke ins Stadion (damals gab es die "Sonderspur" für Menschen mit Einschränkungen noch nicht) und wie immer ging es dann sofort runter zu Block 6 zu meinem Platz. Dort angekommen wurde ich dann mit der obligatorischen Bratwurst und einem Bier versorgt, und das Spiel konnte beginnen. Es war noch nicht lange gespielt als ich bemerkte, dass einer der Reifen meines Rollis "platt" war. Dazu muss man wissen, dass Vollgummireifen, wie sie heute gebräuchlich sind, damals noch nicht so verbreitet waren, die Reifen meines Rollis ähnelten eher einem Fahrradreifen. Natürlich hatte ich auch kein Flickzeug oder gar einen Ersatzreifen dabei, aber ein platter Reifen wäre eventuell noch zu verschmerzen gewesen. Dabei blieb es aber leider nicht: auch der andere Reifen war offensichtlich beschädigt, denn kurze Zeit später stand ich nun mit zwei "Platten" auf meinem Platz. Offensichtlich hatten wir beim relativ späten Reingehen auf dem sehr vollen Schwimmbadweg zerbrochenes Glas übersehen. Das war nun wirklich ein Problem, denn so war es für meinen Begleiter unmöglich, mich über die steile Rampe wieder hoch zu schieben. Also fragten wir zunächst die Ordner, ob sie für eine solche Situation evtl. eine Lösung wüßten, das war aber nicht der Fall. Ein Sanitäter hatte dann die Idee, mich auf eine Trage zu legen und so bis zum Auto zu bringen, aber so ein Aufsehen wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Also hat mich dann mein damaliger Begleiter, der zum Glück sehr kräftig war, kurzerhand auf seine Schultern gesetzt, mich mit einer Hand festgehalten und mit der anderen den defekten Rolli geschoben. Zum Glück hat das alles unfallfrei geklappt und das Spiel wurde damals durch Tore von Keser und Rüssmann 2:0 gewonnen.

Karl-Heinz Kirchner