Dirk Siepmann

Im Mai 1993 fand das 1. Finale im UEFA Pokal in Dortmund statt und da wollte ich natürlich live dabei sein. Schnell hatte ich noch einen Freund und seinen Vater mit dabei, die auch Karten erwerben wollten. Der Vorverkauf startete an einem Montag Vormittag, also haben wir entschieden schon am Sonntag vorm Westfalenstadion uns vorm Kassencontainer anzustellen. 

Essen, Trinken, Decken und Campingstühle ins Auto und vom Dorf Dolberg (bei Ahlen) ab nach Dortmund. Diese Idee hatten schon einige anderen Fans auch, die schon dort anstanden. Durch Rundfunk wussten wir aber, dass dort 1000 Karten zur Verfügung standen und jeder nur 2 Karten bekam. In der Nacht haben wir durchgezählt und 75 Personen standen vor uns, also Karten sind sicher. Am Morgen standen Tausende Fans an und die Stimmung war super. Dann öffnete die Rollade und der Vorverkauf begann. Meine beiden Bekannten waren vor mir und hatten ihre Karten und nun kam ich dran. Ich hatte das Geld in der Hand und wollte es der Dame geben und dann kam das Wort, welches mein Herz zum schmerzen brachte: „ Ausverkauft „ und die Rollade ging runter. Enttäuscht ging es zum Auto und Richtung Heimat. Im Radio hörten wir dann ein Interview mit dem Geschäftsführer, Herr Maas, und er meinte die 1000 Karten am Stadion wären schnell an 500 Personen verkauft gewesen. Meine Wut wurde immer größer und der Höhepunkt kam am Abend im Fernsehen. Mit dem Spruch „das dümmste Gesicht Deutschland am heutigen Tag in Dortmund" zeigte man mich wie ich das Geld abgeben wollte und die Rollade runter gemacht wurde. Ich habe mich dann voller Wut hingesetzt und einen Brief an den BVB geschrieben, weil ich genau wusste dass keine 1000 Karten verkauft wurden, bei 75 Personen vor mir. Der Spott und viele Sprüche musste ich mir von Arbeitskollegen, Freunden usw. anhören. An einem Morgen, ich war gerade eingeschlafen weil ich Nachtschicht hatte, kam meine Frau ins Schlafzimmer und sagte mir: "Geh mal runter ans Telefon der BVB ist dran." Ich war schon sauer, weil ich dachte dass sie mich jetzt auch noch ärgern wollte. Als sie den Namen Maas sagte, bin ich sofort runter ans Telefon. Es war wirklich der Geschäftsführer, Herr Maas, er wollte sich erstmal für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, es wäre wohl irgendwas nicht richtig gewesen, was wollte er mir aber nicht sagen, was ich auch in Ordnung fand, denn dass würde man intern klären. Dann kam noch die Frage „Herr Siepmann, haben Sie denn noch Interesse an 2 Karten auf der Nordtribüne?" Ich war in dem Moment der glücklichste BVB Fan der Welt. Ich sollte die Summe überweisen und dann bekam ich die Karten zugeschickt. Ich habe meinen Vater mitgenommen, durch ihn bin ich Fan vom BVB geworden. Er hat mir immer erzählt wie er am Stadion „Rote Erde“ auf einem Baum saß um die ersten Spiele zu sehen, Geld für Tickets konnte er sich zu der Zeit nicht leisten.
Das Ergebnis von 1:3 war nicht wichtig, alles andere sind Erinnerungen die einem das Leben lang begleiten.

Dieser Text ist ein eingereichter Beitrag zum 50. Jubiläums des Westfalenstadions.