Der Wiener Rundfunkreporter Heribert Meisel, der eine besondere Schwäche für den Borussen Erich Schanko hatte, nannte ihn in einem Kommentar einmal “das Konditionswunder”.

Schanko wäre hinter den gegnerischen Stürmern her, als hätten sie bei ihm ihre letzte Gasrechnung noch nicht bezahlt. Damit spielte Meisel auf dessen Beruf  bei den Dortmunder Stadtwerken an, wo der Abwehrrecke mit der hohen Stirn in der Tat in der Abteilung “Gas” werkelte

Am 5. Oktober 1952 stand Erich Schanko mit der deutschen Nationalmannschaft und ihrem Bundestrainer Sepp Herberger vor einer äußerst delikaten Aufgabe: Zum fünften Male insgesamt, aber erstmalig nach dem 2. Weltkrieg spielten die Mannen mit dem Bundesadler auf der Brust gegen den erbitterten Kriegsgegner Frankreich. Da hieß es nicht nur, sportlich äußerst fair auf dem grünen Rasen zu agieren, sondern für die 9.000 deutschen Schlachtenbummler auch, als guter Gast eine makellose Visitenkarte in Paris abzugeben.

“Konditionswunder” Erich Schanko und seine Mitstreiter Turek, Retter, Borkenhagen, Posipal, Liebrich, Rahn, Wientjes, Ottmar und Fritz Walter sowie Termath trafen vor über 60.000 Besuchern allerdings auf einen Gegner, der an diesem Tag praktisch in allen Belangen überlegen war. Der Star war Mittelstürmer Raimond Kopa, der in den 1950er Jahren als einer der besten Angreifer Europas galt und später zu den Legionären von Real Madrid zählte.

Deutschland verlor  sang- und klanglos mit 1:3. Die Franzosen waren insbesondere taktisch und technisch besser geschult, schneller, insgesamt konditionell besser drauf und erfolgsorientierter in ihrer Spielweise - eben Berufsspieler..

 Die Bilanz jenseits des Ergebnisses: Die deutschen Kicker und ihr Anhang traten im Land des “Erzfeindes” ohne Fehl und Tadel auf und vollzogen mit einer delikaten Aufgabe im sportlichen Gepäck die ersten zaghaften Schritte auf dem Wege zur Normalität zwischen den beiden Staaten. Der Sport, in diesem Falle der Fußball, als Eisbrecher “in diplomatischer Mission”.  

Erich Schanko, Borussias zweiter Nationalspieler nach August Lenz,  war ein “Spätberufener”. Der damals als Außenläufer in der Bundesrepublik unerreichte Schanko brauchte schon einige Jahre, um den Nationaldress überstreifen zu dürfen. 1951 war es dann soweit: Gegen die Türkei spielte er eine Halbzeit. Danach, gegen Österreich, verhinderte er zwei todsichere Tore. Insgesamt kam Schanko zu 14 Länderspielen. Groß war das Erstaunen der Sportöffentlichkeit, als Herberger 1954 seinen eigentlich “gesetzten” Außenläufer nicht mit zur WM in die Schweiz nahm. In den Qualifikationsspielen hatte er doch seine Anwartschaft auf die WM stets sehr  nachdrücklich unterstrichen.