Auf den Rängen des Stadions “Rote Erde” drängelten sich am 4. Dezember 1963 fast 45.000 begeisterte Besucher. Unter ihnen die elf Bergleute, die knapp einen Monat zuvor durch das tragische Bergwerksunglück von Lengede verschüttet und Tage später höchst spektakulär gerettet worden waren.  Diese Aktion ist als das “Wunder von Lengede” in die Geschichte eingegangen.

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Der BVB hatte die elf Geretteten  als Ehrengäste zum Europapokalspiel gegen Benfica Lissabon eingeladen. Damit hatte man den bestmöglichen Glücksbringer überhaupt vor Ort, wie sich später herausstellte.
Die Fußballfans in ganz Deutschland warteten gespannt auf den Auftritt von Benfica, des zweifachen Europapokalsiegers und Gewinners des Weltpokals, denn oft hatte man die beste Mannschaft der Welt ja nicht zu Gast.
Doch schön der Reihe nach:
Der BVB war 1963 im letzten Endspiel “alter Art” zum dritten Mal Deutscher Meister geworden und  damit für den Europapokal der Landesmeister, der damals in der Tat noch ein echter Landesmeister-Wettbewerb war, qualifiziert.
Dank des Helden von Lissabon, wie Hans Tilkowski später genannt wurde, verlor Borussia das Hinspiel Anfang November nur mit 1:2.
In dieser Partie hatte der BVB neben dem überragenden  Hans “Til” Tilkowski auch noch das Glück auf seiner Seite.  Drei Pfostenschüsse der Gastgeber stehen für diese Aussage. Die Treffer für Benfica erzielten Somoes (46.) und Eusebio (67.), das Tor für den BVB Reinhold Wosb (54.)
Neben Tilkowski zeichnete sich insbesondere Hoppa Kurrat aus, der sich unerbittlich an die Fersen von Eusebio heftete.
Da Benfica, das legendäre Team von Eusebio und Coluna, in Lissabon einen so tollen Angriffswirbel hingelegt hatte, war Trainer Lajos Czeisler, der Nachfolger des legendären “Welttrainers” Bela Guttmann,  fest davon überzeugt, dass sein Team das Rückspiel Anfang Dezember in Dortmund ebenfalls siegreich gestalten würde. Er war sich so sicher, dass er es dem leicht angeschlagenen Eusebio frei stellte, ob er spielen wollte oder nicht. Motto: Es wird auch ohne ihn gehen. Eusebio winkte ab, gönnte sich ein “Päuschen”. Es ging das Gerücht, dass der eisenharte Umgang Dieter “Hoppy” Kurrats mit dem Weltstar in der ersten Partie Eusebio nicht geschmeckt hatte. Dann lieber in Dortmund nicht noch einmal gegen ihn antreten müssen, könnte er gedacht haben. 
Der 4. Dezember 1963 war ein bitterkalter Wintertag. Das schmeckte den Gästen von der iberischen Halbinsel gar nicht. Sie waren auch im Winter an angenehmere Temperaturen gewöhnt. Der BVB spielte sich in einen regelrechten Rausch hinein, wollte offensichtlich den 45.000 im Stadion sowie den Millionen Fernsehzuschauern der ARD, die das Match zeitversetzt genießen konnten, etwas ganz besonderes bieten. Das gelang trefflich! Die auch in den Bäumen und auf dem legendären Musikpavillon auf der Osttribüne sitzenden Fußballfreunde kamen voll auf ihre Kosten. Gewandet in die legendären “Flutlicht-Trikots” trumpfte der BVB im Stile eines Weltklasseteams auf. Nachdem man sich eine halbe Stunde lang auf hohem Niveau “abgetastet” hatte, ging`s rasant zur Sache:
Das 1:0 markierte “Schlitzohr” Timo Konietzka (33.) in seiner unnachahmlichen Art mit einem platzierten Kopfball. Dann folgten die berühmten drei Treffer von “Goldköpfchen” Franz Brungs, der sich nachdrücklichst in die Annalen des Europapokals eintrug. Das abschließende fünfte Tor ging auf Reinhold Wosabs Konto. Hinzu kommen mehrere Latten- und Pfostenschüsse, die das Ergebnis noch katastrophaler für die Gäste hätten werden lassen können.
Franz Brungs, der als Nachfolger von Stürmerstar Jürgen Schütz 1963 zum BVB gekommen war, sich bislang allerdings noch nicht in dessen hinterlassenen übergroßen Fußstapfen hatte zurechtfinden können, erlebte mit seinen drei Weltklassetoren  wohl den größten Tag seiner gesamten Fußballerkarriere überhaupt.
Benfica war so konsterniert, dass man selbst zum offiziellen Bankett nach dem Spiel im Hotel “Römischer Kaiser” eine ganze Stunde zu spät kam. So lange musste man sich sammeln und die Niederlage sacken lassen.
Borussia feierte an diesem 4. Dezember 1963 den größten Triumph der bisherigen Vereinsgeschichte. Einen Triumph, der bis heute unvergessen ist und um den sich zahllose Legenden ranken.
Die Benfica-Helden:
Tilkowski, Burgsmüller Redder, Kurrat, Geisler, Sturm, Wosab, Schmidt, Brungs, Konietzka, Emmerich.

Tore: 1:0 Konietzka (33.), 2:0, 3:0, 4:0 Brungs (34., 36., 47.) 5:0 Wosab (58.). Schiedsrichter: McCabe (England).