Als der BVB 1972 den bitteren Gang in die Regionalliga Nord antreten musste, begann für den Dortmunder Renommierclub eine neue Zeitrechnung. Die Zweitklassigkeit wurde zunächst als Chance verstanden, eine neue Mannschaft aufzubauen, um den sofortigen Wiederaufstieg ins Visier zu nehmen. Das Experiment misslang, die Trainer Herbert Burdenski, Detlef Brüggemann und Janos Bedl konnten die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.

Zu den Akteuren, die für die Spielzeit 1972/73 und dem damit verbundenen „neuen Weg“ ergänzend verpflichtet wurden, gehörte Helmut Nerlinger, geboren am 27. 2. 1948 in München. Der schlanke Kicker, zu dessen Markenzeichen die leichtfüßige Eleganz auf dem Spielfeld gehörte, kam also in schwierigen Zeiten  nach Dortmund. Er hatte zu Beginn seiner Karriere beim ruhmreichen FC Bayern einige Partien in der „Ersten“ bestritten, fühlte sich aber dort nicht ganz wohl. Über die Offenbacher Kickers – damals von Aki Schmidt trainiert – und Tasmania Berlin kam er dann zum BVB. Mit Offenbach war er DFB-Pokalsieger geworden – sein insgesamt wohl größter sportlicher Erfolg. Zunächst Rechtsaußen und im Mittelfeld eingesetzt, etablierte er sich an neuer Wirkungsstätte später erfolgreich als Libero im Abwehrzentrum.

1974 kam für den BVB mit der Verpflichtung des arrivierten Fußballlehrers Otto Knefler, der gemeinsam mit Präsident Heinz Günther das „Projekt Aufstieg“ ausrief, ein streng erfolgsorientierter neuer Ansatz. Nerlinger wurde Kneflers Mannschaftskapitän, damit dessen verlängerter Arm auf  dem Platz  und gemeinsam mit Zoltan Varga einer der Leader des Teams, das sich mittlerweile mit Mirko Votava, Horst Bertram, Lothar Huber, Klaus Ackermann, Egwin Wolf , Peter Geyer und Hannes Hartl als schlagkräftige Einheit präsentierte. Der BVB qualifizierte sich in der Saison 1975/76  als Nord-Dritter für zwei Relegationsspiele zur Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg. Mannschaftskapitän Helmut Nerlinger war in diesen Partien – jetzt unter dem Trainer-Youngster Otto Rehhagel – eine der tragenden Säulen seines Teams und damit einer der Garanten für den heiß ersehnten Aufstieg. Im Aufstiegsjahr hatte der „Libero mit einem Schuss Stürmerblut in den Adern“, wie eine Zeitung schrieb, mehrfach seinem Torinstinkt freien Lauf gelassen und sehr beachtliche elf Treffer erzielt. Die erste Bundesliga-Spielzeit war für Nerlinger überschattet von mehreren Verletzungen, sodass er längere Zeit pausieren musste. Nachdem er seine Blessuren ausgeheilt hatte, kehrte er wieder auf seinen Stammplatz im Abwehrzentrum zurück, um den sich mittlerweile auch Achim Wagner beworben hatte. 1978 verließ Nerlinger den BVB in Richtung Köln, wo er bei der Viktoria noch eine Saison spielte, bevor ihn ein Knorpelschaden zwang, seine Laufbahn zu beenden.

In seiner Zeit beim BVB (152 Spiele, 16 Tore)  wurde auch Söhnchen Christian geboren, der zwei Jahrzehnte später ebenfalls beim BVB unter Vertrag stehen sollte und danach Manager beim FC Bayern München wurde.

Borussia Dortmunds Wiederaufstiegskapitän, der elegante Libero Helmut Nerlinger, vollendet heute sein 75. Lebensjahr. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!