Als Borussia Dortmunds Kurzzeit-Trainer Horst Buhtz im Juni 1976 unmittelbar vor den beiden Relegationsspielen gegen den 1. FC Nürnberg kundtat, dass er in der kommenden Saison ausgerechnet diese Mannschaft trainieren würde, endete seine Zeit beim BVB knall auf Fall. Unvermittelt war Not am Mann, denn ein qualifizierter Fußballlehrer musste praktisch für diese beiden geschichtsträchtigen Matches aus dem Hut gezaubert werden. Reinhold Wosab, seines Zeichens Spielerobmann und Vorstandsmitglied, wusste innerhalb von Minuten Rat! 

In einer klassischen Nacht- und Nebelaktion wurde ein gewisser Otto Rehhagel, der gerade mit seinem damaligen Club Werder Bremen in Ascheberg Quartier gemacht hatte, um Mitternacht per Handschlag verpflichtet. Das Ergebnis ist bekannt: Der BVB besiegte mit seinem jungen Trainer-Himmelsstürmer an der Seitenlinie die Franken mit 1:0 (auswärts) und 3:2 und damit war der Wiederaufstieg in die Bundesliga nach vier Jahren „Abstinenz“ geschafft.

Reinhold Wosab wurde am 25. 2. 1938 in Marl geboren. Er war in seiner Karriere für den BVB Meisterstürmer, Verteidiger und Mitglied im BVB-Vorstand. Darin ähnelte er seinem Vorbild Herbert Sandmann, der einen identischen Werdegang hatte.

Genau dieser Herbert Sandmann hatte Wosab, der seine Karriere als Fußballer beim TSV Marl-Hüls begann, in einem seiner Matches gesehen und praktisch dem FC Schalke vor der Nase weggeschnappt. Das war 1962. Bei seinem neuen Club avancierte der torgefährliche Außenstürmer zum Stammspieler und wurde gleich in seinem ersten Jahr als Borusse Deutscher Meister. Im letzten echten Endspiel um eine „Deutsche“ gegen den 1. FC Köln erzielte er beim 3:1-Sieg des BVB mit einem sehenswerten Treffer gegen den Weltklasse-Verteidiger Karl-Heinz Schnellinger das vorentscheidende 2:0.

Es folgte die großartige Europacup-Saison 1963/64, in der Reinhold Wosab auch an den beiden legendären Spielen gegen Benfica Lissabon teilnahm und sowohl beim 1:2 in Lissabon als auch beim 5:0 in Dortmund sein „Pöttgen“ machte. Er ist also einer der unsterblichen „Benfica-Helden.“

Auch beim ersten Pokalsieg des BVB 1965 gegen Alemannia Aachen war der erfolgreiche Stürmer mit von der Partie.

Es hat Wosab immer ein wenig gewurmt, dass er im Endspiel um den Europapokal 1966 gegen den FC Liverpool auf der Reservebank Platz nehmen musste. Reinhard „Stan“ Libuda spielte auf „seinem“ Posten als Rechtsaußen und erzielte dabei das entscheidende Tor zum 2:1-Sieg über die Reds.

Als sein Stern beim BVB sank, wechselte „Zange“ Wosab, wie seine Fans ihn liebevoll nannten, zum VfL Bochum, wo der gelernte Angreifer einen hervorragenden Außenverteidiger spielte. Auch in Lüdenscheid gab er seine Visitenkarte ab, bevor er in Marl, wo alles begann, seine Karriere ausklingen ließ..

Als der BVB 1972 in die Zweitklassigkeit abrutschte, übernahm Wosab in sehr schwierigen Zeiten Verantwortung, wurde Spielerobmann und gemeinsam mit Heinz Günther, Friedhelm Wulff, Wolfgang Polak und Jürgen Vogt einer der Retter des finanziell heftig angeschlagenen Clubs.

Beruflich leitete Wosab bis 2018 gemeinsam mit seiner Frau das Unternehmen „Goly-Pokal,“ das Sportpokale vermarktete.

Der gesundheitlich leider recht angeschlagene Meisterkicker und BVB-Retter, der in der Eifel wohnt, feiert heute Geburtstag und vollendet sein 85. Lebensjahr. Wir gratulieren recht herzlich und wünschen für die Zukunft alles Gute!