In gut zwei Wochen wird der BVB stolze 113 Jahre alt. Viele außergewöhnliche Erfolge hat man in der bisherigen Vereinsgeschichte feiern dürfen: Die Doppelmeisterschaft 1956 und 1957, den Gewinn des ersten Europapokals einer deutschen Mannschaft 1966 oder das Double in Pokal und Meisterschaft 2012, um nur einige zu nennen.

Selbst aus diesen Ereignissen ragen die großen Triumphe des Jahres 1997 heraus: Zunächst im Mai der Gewinn der Champions League, dann am 2. Dezember 1997 der 2:0-Sieg in Tokio im Endspiel um den „Weltpokal für Vereinsmannschaften“ gegen den Südamerikameister Cruzeiro Belo Horizonte aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gereis.

Ein wenig hochgegriffen war die Bezeichnung „Weltpokal“ schon, denn es handelte sich genau genommen „nur“ um ein Finale zwischen dem Sieger der Champions League Europas und  dem aktuellen Meister Südamerikas. Die afrikanischen, asiatischen, ozeanischen und nordamerikanischen Verbände blieben damals noch außen vor. Mittlerweile hat sich das geändert. Richtiger wäre vielleicht die Bezeichnung „Intercontinental Cup“ gewesen. Hauptsponsor “Toyota“ war übrigens gleichzeitig auch Ausrichter des Spektakels.

Für die „Brasis“ hatte der Pokal aus ihrem ganz speziellen Selbstverständnis heraus eine sehr große Bedeutung. Cruzeiro musste ihn deshalb einfach gewinnen. Das zeigte sich beispielsweise auch daran, dass man speziell für diese Partie drei Super-Stars zusätzlich verpflichtete. Darunter auch Bebeto, der 1994 mit der „Selecao“ Weltmeister geworden war.

Beim BVB war die Ära von Trainer Ottmar Hitzfeld mittlerweile Vergangenheit. Nevio Scala, der namhafte Coach aus Norditalien, war an seine Stelle getreten. Mit ihm lief es aktuell in der Bundesliga allerdings nicht ganz so rund; der BVB repräsentierte hier nur Mittelmaß.

Also reiste man mit durchaus gemischten Gefühlen nach Japan. Als das Match am Dienstag, dem 2. Dezember 1997, um 11.00 Uhr MEZ vor gut 45.000 Besuchern in Tokio angepfiffen wurde, versammelten sich in Deutschland zwangsläufig nur relativ wenige Interessenten vor dem Fernseher. Es war eben ein normaler Arbeitstag. In Dortmund allerdings strömten 10.000 unentwegte BVB-Fans ins Westfalenstadion, wo der BVB die Partie auf einer Großleinwand übertrug.

Der BVB bestritt das große Match mit Klos, Feiersinger, Reuter, Cesar, Freund, Sousa, Zorc (80. Kirovski), Heinrich, Möller, Herrlich und Chapuisat (75. Decheiver).

Cruzeiro begann furios. Es sah zunächst so aus, als wolle man die Borussen an die Wand spielen. Stefan Klos musste seine Mannschaft bereits in den ersten Minuten mehrfach mit Glanzparaden vor einem Rückstand bewahren. Die brasilianische Überlegenheit war aber nur ein Strohfeuer, dauerte lediglich knappe 15 Minuten. Dann war die große Zeit der Ballzauberer aus Südamerika auch schon vorbei. Borussia kam auf, gestaltete die Partie zunächst ausgeglichen, dann überlegen. Klug von Paolo Sousa gelenkt und angetrieben, setzte jetzt schwarz-gelb die Akzente. Da war es fast folgerichtig, dass Michael Zorc in der 34. Minute nach wunderschöner Vorarbeit von Möller und  „Chappy“ das mittlerweile verdiente 1:0 markierte.

Der BVB agierte geschickt aus einer sehr sattelfesten Abwehr heraus. So war es nicht verwunderlich, dass der beste Brasilianer auf dem Feld ein gewisser Juli Cesar von Borussia Dortmund war und keineswegs Superstar Bebeto von Belo Horizonte, wie man hätte vermuten können.

Hinzu kam: Andreas Möller hatte einen wahren Glanztag erwischt und verzückte mit seinem überragenden Spiel.

Die zweite Halbzeit glich in der ersten Viertelstunde dem Beginn der Partie. Aber dann drehte der BVB wieder auf und beherrschte das Geschehen. Die logische Folge: Heiko Herrlich markierte in Minute 85 das spielentscheidende 2:0.

Der BVB lag sich nach dem Schlusspfiff in den Armen. Der Weltpokal wanderte nach Dortmund. In der Schatzkammer des BORUSSEUM kann man ihn übrigens auch heute noch bewundern.

Andreas Möller, als Mann des Spiels mit einem Mittelklassewagen des Sponsors Toyota gesegnet, meinte nach diesen 90 erfolgreichen Minuten:“In dieser Form kann uns so gut wie niemand schlagen!“ Und das war keine Übertreibung.

Heute wissen wir: Mit den Deutschen Meisterschaften 1995 und 1996, dem Sieg in der Champions League und dem am 2. 12. 1997 gewonnenen Weltpokal avancierte Borussia Dortmund zur erfolgreichsten deutschen Mannschaft der gesamten 1990er Jahre.