Der BVB blickt auf eine bewegte und einzigartige Handball-Geschichte zurück. Grund genug die vielen schwarzgelben Momente und herausragenden Persönlichkeiten einmal näher zu beleuchten. Im zweiten Teil unserer Serie dreht sich alles um die Geschichte der Handballdamen.

Handball beim BVB

1926: Borussias Damen melden sich zu Wort

Einen ganz besonderen Schritt wagte der BVB-Vorstand 1926. Seit Jahren schon forderten die Ehefrauen und Freundinnen der Aktiven, ebenfalls Wettkampfsport betreiben zu dürfen. Ihr Wort hatte Gewicht im Club. Immerhin waren sie es, die die überaus beliebten Vereinsfeiern planten und organisierten. 

Der Meinung der „Herren der Schöpfung”, die holde Weiblichkeit gehöre an den heimischen Herd und keinesfalls auf den Sportplatz, begegnete man kühl mit dem Hinweis, dass eine negative Entscheidung ihres Ansinnens erhebliche Auswirkungen auf die Qualität der BVB-Feten haben würde.

Das hieß mit anderen Worten: „Dann seht mal zu, wer Euch Eure Feiern organisiert, wenn Ihr uns weiterhin vom Sport ausschließt.” Das saß und machte geschmeidig. Im Sommer 1926 war es soweit: Borussia bekam eine Damenabteilung, in der Leichtathletik und Handball betrieben werden konnten. Und siehe da: Die sporttreibenden jungen Frauen legten viel Ehrgeiz und Ausdauer an den Tag und bissen sich durch.

Mit ihrem Elan wurden sie auch wichtige Wegbereiterinnen des Damensports innerhalb unserer Stadtgrenzen. Sie waren sich offensichtlich der Verantwortung ihren Geschlechtsgenossinnen gegenüber auf dem Weg zu sportlicher Emanzipation jederzeit bewusst und steckten nie auf.

Die Damen machten sich im Handball rasch einen guten Namen. Unter Trainer Karl Hagedorn spielten Hilde Trott, Luise Sümerns, Lisbeth Hagedorn, Mieze Schaffrin, Hetty Wollkewitz, Adelheid Krischka, Grete und Luise Neuhaus, Anne Hege, Irma Pulah, Luise Groh, Hanna Bäk und später auch Hetty Trautmann.

„Mischung aus Geselligkeit und Leistungssport“

Nach getaner sportlicher Arbeit ging es im Vereinslokal „Zum Wildschütz“ so manches Mal fröhlich zu. Da lernte Emil Stachorra, der großartige Mittelläufer der 1. Fußball-Mannschaft, sogar das Tanzen. Toni Weller, die Schwester des legendären Fritz Weller, brachte es ihm bei...

Hedwig „Hetti“ Trautmann erinnerte sich in einem Interview 1999: „Zu den Handball-Mädchen von Borussia bin ich 1936, also mit 16 Jahren gekommen. Ich war damals die Jüngste in der Mannschaft und habe zunächst im Tor gespielt. Später, als Gerda Rosteck zu uns kam und ins Tor ging, spielte ich im Feld als Rechtsaußen, da ich Linkshänderin bin. 

Für mich war der Sport eine Mischung aus Geselligkeit und Leistungssport. Gerade das machte für uns alle den Reiz aus! Leider wurde die Frauenabteilung nach einigen Jahren kriegsbedingt aufgelöst, sodass ich zum DSC 95 wechselte, um weiter Handball spielen zu können.“

Über die neue Sparte hieß es übrigens 1926 im BVB-Vereinsheft für die Monate Juli-August: „Die jüngste Abteilung unsers Vereins ist die Damenabteilung. Sie besteht sieben Wochen und zählt bereits 31 Mitglieder. Wider Erwarten sind die Damen mit großem Eifer und guter Beteiligung beim Training vertreten. So bleibt nur zu wünschen übrig, dass auch alle, die Sport betreiben wollen, wahre Sportsauffassung haben.

Wer nicht von dem Willen beseelt ist, den Sport des Sportes und der Körperkultur wegen zu betreiben, wird auch nicht in der Damen-Abteilung zum Ziele kommen. Hoffen wir also, dass wirkliche Sportbegeisterung und nicht die Sucht, die neue Mode „Sport“ mit zu machen, das Leitmotiv unserer Damen-Abteilung sein und bleiben möge.“

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Handball beim BVB

Nach 1945: Erstes Hallenhandballspiel in Münster

Nach dem 2. Weltkrieg gab es die Renaissance des Damenhandballs beim BVB. Die Sportlerinnen gingen trotz aller Einschränkungen und Nöte wieder voller Elan zu Werke, wurden der 1. Kreisklasse zugeordnet und schafften es 1949, im Jahr des 40jährigen Club-Bestehens, in die höchste Frauenklasse aufzusteigen.

Hier waren nicht nur Mannschaften aus Dortmund Gegnerinnen, sondern auch Teams aus der weiteren Nachbarschaft. Die gute allgemeine Entwicklung zeigte sich auch darin, dass der BVB 1949 eine 2. Frauen- sowie eine Jugend- und eine Schülerinnenmannschaft aufbieten konnte.

Am Buß- und Bettag 1949 erlebte die Frauenabteilung einen großen Tag: Mit über 30 Teilnehmerinnen ging es nach Münster, um dort in der Halle Münsterland an einem großen Hallenturnier teilzunehmen. Obwohl die Borussinnen zum ersten Mal überhaupt „indoor“ spielten, kamen sie gut zurecht und belegten in der Endabrechnung unter 15 Mannschaften einen guten fünften Rang. Die Jugendmannschaft wurde sogar ohne jeden Punktverlust Turniersieger. Das war ein sehr respektabler Einstieg in das Abenteuer „Hallenhandball.“

In ihrer ersten Feld-Saison in der Industrieliga bewies die 1. Mannschaft, dass sie auch hier gut mithalten konnte. Noch erfolgreicher war die weibl. A-Jugend. Sie feierte 36 Siege in Folge und war so stark, dass sie sogar die Dortmunder Frauenauswahl bezwingen konnte. Durch den Zuwachs von zehn guten Spielerinnen vom DSC 95 rüstete man gut auf und sicherte sich im Laufe der Zeit einen gefestigten Platz in der Industrieliga.

Ein unvergesslicher Höhepunkt folgte am 26. 11. 1950 in der „Roten Erde“: Die Borussinnen bestritten gegen den amtierenden Deutschen Meister Schwarz-Weiß Barmen vor ganz großer Kulisse das Vorspiel der Oberliga-Fußball-Partie BVB – Schalke 04 (3:0), das sie leider nach 13 Siegen in Folge mit 2:6 verloren. Trotzdem beeindruckten sie durch die Komponenten Schnelligkeit, Fangsicherheit, Freilaufen und Spiel in den freien Raum und warben nachdrücklich für ihren Sport.

Bezirks- und Industriemeister

In die Meisterschaftsrunde 1951/52 starteten sie anschließend beflügelt und freuten sich über vier Siege in Folge. Die Spielerinnen Polley und Hill überragten. So erfolgreich ging es jedoch leider nicht weiter. Man schwächelte im weiteren Verlauf der Saison und konnte die hoch gesteckten Hoffnungen (noch) nicht ganz erfüllen. Nach Abschluss der Spielzeit veranstaltete der Verband in der Eintracht-Halle die Industrie-Meisterschaft im Hallenhandball.

Die BVB-Damen gingen aus den Spielen gegen Teams aus Erkenschwick, Bochum, Herne und Dortmund als Erste hervor und wurden verdient „Bezirkshallenmeister!“ Und so konnte Abteilungsleiter Fritz Weller in der Weihnachtsfeier 1955 stolz darauf verweisen, dass die Handballerinnen ihren positiven Weg weiter beschritten hatten. Von Sieg zu Sieg eilend, wurden danach die Titel „Industriemeister“ im Feld- und Hallenhandball, „Pokalsieger“ und „2. Westfalenmeister“ gewonnen.

Heinrich Karsten, der bedeutende Chronist des BVB, schrieb: „Erfreulich ist, dass unsere Handball-Mädel die Tradition der früheren Generation aufrechterhalten konnten. Davon geben zahlreiche Meisterschaften unserer Frauen sowohl im Feldhandball als auch im Hallenhandball in letzter Zeit Kenntnis.“

Wobei auch für die Damen das Thema „Feldhandball“ zugunsten des rasanteren Hallenhandballs beendet wurde.

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Aufstieg in die Regionalliga 1975

Die BVB-Damen zeigten im neuen Format „Hallenhandball“ in den Folgejahren durch konstant gute bis sehr gute Leistungen augenfällig, dass auch sie willens und in der Lage waren, im „Ballspielverein Borussia“ weiterhin eine gute Rolle zu spielen.

Sie arbeiteten sich von Klasse zu Klasse hoch und höher, stiegen in die Oberliga und 1976 als Westfalenmeister in die Regionalliga West auf. Bärbel Puchert, mittlerweile 60 Jahre BVB-Mitglied, stieß 1959 als 18-Jährige zum Verein und erlebte als Spielerin und später als Mannschaftsbetreuerin die Entwicklung „hautnah“ mit.

Sie verweist in einem Gespräch darauf, dass es die Handballerinnen beim BVB damals nicht leicht hatten. „Wir Mädchen mussten uns gegen die Männer durchsetzen, die lange Zeit meinten, sportlich im Club den Hut aufzuhaben und die Nr. 1 zu sein. Hinzu kam die schwierige Hallensituation. Wir haben viele unserer Oberliga-Spiele in DO-Eving ausgetragen, bevor wir dann nach DO-Wellinghofen umziehen konnten. Wenn wichtige Begegnungen anstanden, wurden diese in Kamen und in Unna gespielt. Das war nicht immer prickelnd.“

Sie bezeichnet den ersten Aufstieg in die Regionalliga als den größten sportlichen Erfolg, an dem sie persönlich als Spielerin mitgewirkt hat. Bärbel Puchert war beruflich beim Deutschen Handball-Bund in Dortmund in der Geschäftsführung, später als Hauptgeschäftsführerin tätig und stellte dadurch eine sehr gute Verbindung zwischen dem BVB und dem Verband her, was sich für beide Seiten positiv auswirkte.

Die erste Spielzeit in der zweithöchsten Liga brachte mit dem vierten Rang in der Endabrechnung ein ausgezeichnetes, selbst von Optimisten nicht erwartetes Gesamtresultat. Da strahlte nicht nur Trainer Harald Becker! Leider verließ vor Beginn der Saison 1977/78 die Spitzenspielerin Renate Wolf den BVB, um zum Bundesligisten Bayer Leverkusen zu wechseln. Das war bedauerlich, aber für die Verantwortlichen keine Überraschung. Bärbel Puchert, mittlerweile Frauenwartin: „Es stand schon seit geraumer Zeit fest, dass uns Renate nach dem Abitur verlassen würde.“

Abstieg und Umbruch 

1979 fehlte ein einziges Pünktchen zum Aufstieg in die Bundesliga. Es folgte ein qualitativer Einbruch, die Klasse konnte nicht gehalten werden. Trainer Harald Becker und zwölf Spielerinnen verließen im Unfrieden den BVB. Neuer Coach wurde Horst Paschvoss, mit dem in der Saison 1981/82 der erneute Aufstieg in die Regionalliga nur knapp verfehlt wurde. Susanne Lakmann erhielt eine verdiente Berufung in die Junioren-Nationalmannschaft.

Als der BVB 1984 75 Jahre alt wurde, hatte der Damenkader folgendes Gesicht: Betty Bialy, Maria Dörr, Heike Beck, Erika Bedser, Petra Bertschik, Carola Bohl, Elli Freusch, Elke König, Susanne Laukmann, Kerstin Lutrop, Bärbel Rust, Anna Thurau, Michaela Veith und Tatjana Schnadt.

1988 wurde Heinz Reitemeyer zum Handball-Abteilungsleiter gewählt. Kurz nach seiner Amtsübernahme wurden die Damen Oberliga-Meister und stiegen wieder in die Regionalliga auf.  Zu der Truppe gehörte auch Maria Kovacs, die Ehefrau des „großen“ Peter Kovacs, der damals beim OSC Thier spielte und lange Zeit als bester Handballer der Welt galt. Reitemeyer: „Maria war eine wirklich gute Deckungsspielerin und sichere Siebenmeter-Schützin!“ Trainer Heinz Paschvoss, der die Truppe neun Jahre erfolgreich trainiert hatte, sagte ade und schied aus dem Traineramt.

Ihm folgte 1989 ein neuer Coach, den Heinz Reitemeyer rückblickend als wahren Glücksfall für den Verein bezeichnete: Gustl Wilke. Unter Wilke wurde der BVB 1991 Meister der Regionalliga, 1993 Meister der 2. Bundesliga und damit Aufsteiger in die 1. Bundesliga. 1994 wurde der BVB Sechster in der Bundesliga und „Vize“ im DHB-Pokal. TuS Walle Bremen war im Endspiel ein wenig zu stark. Reitemeyer und Wilke formten ein Team von internationaler Klasse, zu dem u. a.  Franziska Heinz, Eike Bram, Silvia Schmitt, Renate Wolf, Rasa Schulskyte und Corinna Kunze gehörten.

Der Abteilungsvorstand fasste in diesen Jahren den weitsichtigen Beschluss, die Jugendarbeit weiter zu intensivieren. Als Trainerinnen für den Nachwuchs wurden Ingrid Fahle und Conny Botschkowski gewonnen. Conny Botschkowski als Torfrau der Regionalligaformation war dabei natürlich für den weiblichen Nachwuchs ein inspirierendes Vorbild, dem man gut nacheifern konnte.

Startschuss für Nachwuchsarbeit

Damit war der Startschuss für eine kontinuierliche Nachwuchsarbeit vollzogen, die viele schöne Erfolge zeitigte und später in die Sport-Kooperation mit dem Goethe-Gymnasium, einem der wichtigen NRW-Sportgymnasien, einmündete. Zwischen 1995 und dem Jahr 2000 platzierten sich die 1. Mannschaft stets im oberen Tabellendrittel, zumeist sogar unter den ersten Drei. 1995 absolvierte der BVB seine ersten Handball-Europapokalspiele und gewann bei Druzstevnik Topolniky 18:16 sowie im Rückspiel 24:21.

Im Europapokal-Halbfinale war dann aber gegen Lützelinden Schluss. Trotz des Ausscheidens gab es in der Halle Wellinghofen minutenlange Ovationen für die Spielerinnen, denen Trainer Gustl Wilke als Dank und Anerkennung jeweils eine Rose überreichte. Auch der BVB-Gesamtvorstand urteilte: „Die Erfolge unserer Damen haben sich sehr positiv für den Verein ausgewirkt. Wir werden in Zukunft darauf achten, dass wir nicht nur ein Fußballclub sind, sondern der Ballspielverein Borussia Dortmund!“

Heinz Reitemeyer: „Wir konnten die Mannschaft mit Lidia Draganescu aus Rumänien, Silke Gnad von Walle Bremen, Anna Disselhoff und Bettina Sankowski anschließend noch einmal verstärken. Dann tauchte ein unerwartetes Problem auf: Lidia Dragunescu hatte auch bei Bayer Leverkusen einen Vertrag unterschrieben. Der Kontrollausschuss des Deutschen Handball-Bundes empfahl, Lidia sollte bei Bayer Leverkusen spielen.

Wir fanden aber eine außergerichtliche Einigung mit Bayer; die Kuh war vom Eis! Nach dem Sieg gegen TSV Nord-Harislee (31:19) hatten wir den 3. Tabellenplatz gesichert und waren zur Teilnahme am EHF-Cup berechtigt. Als Belohnung ging es nach Sylt zu einer Saisonabschlussfeier. Einige unserer Mädchen wurden tränenreich verabschiedet. Es war unvergesslich!!“

Die folgende Saison 1996/97 wurde herausragend. Mit Michaela Erler, Agnes Farkas (Ungarn), Anna Osiakowska, Stefanie Ebert, Christina Althans und Nicola Glania kamen weitere Spitzenkräfte hinzu. Beim bestbesetzten Turnier Europas in Bad Urbach erreichte der BVB das Finale gegen Europacupsieger Hypobank Wien und verlor denkbar knapp mit 16:17.

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1997: Endspiel im EHF-Pokal gegen Ljubiljana

Der 11. Mai 1997 war ein ganz großer Tag in der Geschichte des Dortmunder Handballsports. In der Westfalenhalle traf der BVB im Endspiel um den EHF-Pokal auf Olimpia Ljubiljana (Slowenien).

Das Hinspiel hatte man mit 26:18 Toren verloren. Allerdings fühlten sich die Borussinnen in dieser Partie ziemlich verschaukelt, wie auch der mitgereiste Vizepräsident Ernst Beer feststellte, der den BVB-Damen sehr verbunden war. Das Match fand unter der Leitung von zwei russischen Schiedsrichtern statt, die später international gesperrt wurden.

Das Rückspiel in der großen Westfalenhalle vor 8.700 Besuchern/innen brachte eine absolute Rekordkulisse und den Schwarz-Gelben einen 30:26-Sieg. Das reichte zwar nicht zum Titelgewinn, war aber eine tolle Werbung für den Frauenhandball, wie auch der anwesende Bundestrainer Ekke Hoffmann erkannte und öffentlich betonte.

Großes Lob gab es von Dortmunds Oberbürgermeister Günter Samtlebe, der die Mannschaft zum ersten Mal erlebte. Nach dem Finale gab es ein großes Bankett im Rathaus für die beiden Teams und die Offiziellen.

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1997: Gewinn des DHB-Pokals gegen Lützelinden

Drei Wochen später, am 31. Mai 1997, wurde der erste bedeutende Titel in der mittlerweile 73-jährigen Geschichte der Handballabteilung gewonnen: Gegen den Deutschen Meister TV Lützelinden siegte man in Risa im Endspiel des abschließenden Vierer-Turniers mit 24:22 und holte sich damit den begehrten DHB-Pokal.

Gustl Wilke war es gelungen, seine Spielerinnen nach der Europacup-Niederlage innerhalb kurzer Zeit aus dem mentalen Tief zu holen und durch eine sensible Ansprache und akribische Trainingsplanung zu einem ungeahnten Hoch zu führen. In Risa herrschte fast eine Heimspielatmosphäre, so toll standen die 1.700 Besucher hinter dem Außenseiter aus Dortmund.

Lützelindens Trainer Dr. Hans-Jürgen Gerlach war noch lange nach dem Spiel sprachlos, hatten seine Spielerinnen doch noch zur Halbzeit in Führung gelegen, wenn auch nur mit einem Treffer Vorsprung. Insgesamt hatte ihn das couragierte Auftreten der Schwarz-Gelben aber mehr als überrascht. Überragend in dieser Partie Rasa Schulskyte, die überall als beste Linksaußen der Bundesliga gewürdigt wurde.

Die BVB-Equipe feierte ihren großen Erfolg beim Empfang der Stadt Risa bis in die frühen Morgenstunden. 1997 wurde das bislang erfolgreichste Jahr der Handball-Abteilung: Dritter Platz in der Liga, Europacup-Finale und DHB-Pokalsieger. Überragend! Der BVB war mittlerweile eine Top-Adresse in Europa. Deshalb konnte es nicht verwundern, dass mit der Weltklassespielerin Tonja Sagstuen aus Norwegen sowie Janett Ohlmann und Steffi Urbisch erneut wichtige Verstärkungen den Weg nach Dortmund einschlugen.

Heinz Reitemeyer: "Im August 1997 haben wir sensationell das bedeutendste europäische Turnier in Bad Urach im Endspiel gegen Hypobank Niederösterreich gewonnen. Kreisläuferin Michaela Erler wurde zur besten Spielerin gewählt. Wir waren bestens in Europa angekommen! In der Bundesliga lief es zunächst auch wie geschmiert. 14:0 Punkte bis zur WM-Pause. Die Weltmeisterschaft in Berlin fand mit unseren Damen Franziska Heinz, Michaela Erler und Anna Osiakowaska statt, die mit Deutschland Bronze holten. Für Norwegen war die überragende Tonja Sagstuen dabei.

Franziska Heinz wurde zur besten Akteurin des WM-Turniers und in der Handball-Woche anschließend als Nachfolgerin von Michaela Erler zur Handballerin des Jahres  gewählt. Die WM-Pause tat der Mannschaft allerdings nicht gut. Sie verlor ihren Rhythmus und blieb hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück. Ein dritter Platz in der Liga und die Niederlage im DHB-Pokal gegen Lützelinden – das war weniger, als erwartet. Ich glaube, die WM hat uns die Deutsche Meisterschaft 1998 gekostet."

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Pokalsieger-Halbfinale gegen Zagreb

Im EHF-Pokal erreichte der BVB 1998 das Halbfinale gegen Kras Zagreb. Es fehlten zwei Tore für das Endspiel. Die Saison-Bilanz war nicht schlecht, aber auch nicht ganz zufriedenstellend. Mit Tonje Sagstuen, Lida Dragnescu und Silke Gnad verließen drei Spitzenspielerinnen Dortmund.

Birte Tesch, Narcia Paunica, Karim Solem und Birte Wiechers traten an ihre Stelle. Franziska Heinz und Michaela Erler repräsentierten Deutschland bei der EM in den Niederlanden und erreichten Rang sechs. Dann teilte Erfolgstrainer Gustl Wilke mit, dass zum Saisonende Schluss für ihn sein würde. Zehn Jahre Spitzenhandball beim BVB seien genug. Damit endete eine echte Ära. Heinz Reitemeyer: „Ein wirklich guter Freund sagte ade, mit dem mich ein tiefes Vertrauensverhältnis verband.“

Die letzte Saison des Gustl Wilke brachte einen guten zweiten Platz in der Bundesliga, das Erreichen des Halbfinales im DHB-Pokal und des Viertelfinales im Europapokal. Hier war gegen Viborg, den späteren Pokalsieger, Endstation. Nachfolger Wilkes wurde in Abstimmung mit dem scheidenden Trainer Michael Wolf, der die Neuzugänge Renate Hodek-Maier, Eun-Mi-Kim und Hannemann begrüßen konnte. Karim Solem beendete ihre Karriere nach drei Operationen und kehrte in ihre Heimat Norwegen zurück.

Nach unterschiedlichen Leistungen wurde der dritte Platz in der Bundesliga belegt, im Pokal gegen Herfeld in der Verlängerung verloren: und auch im EHF-Halbfinale gab es leider kein Dortmunder Handballwunder. Innerhalb des Vereins waren auch in den unteren Bereichen gesunde Strukturen entstanden. Die zweite Mannschaft spielte in der Oberliga, die „Dritte“ in der Landesliga und die „Vierte“ in der Bezirksklasse. Die Jugend arbeitete nach wie vor mit dem Teilinternat des Goethe-Gymnasiums zusammen und hatte damit eine solide Basis.

Helmut Roßmaier vom „Goethe“ wurde Bundesliga-Obmann. Der Clou des Jahres: Die Borussinnen waren in diesen Tagen mit ihrem schönsten Lächeln auf der Außenfront eines Busses der Dortmunder Stadtwerke zu sehen, der im gesamten Stadtgebiet eingesetzt wurde. Eine brillante Werbung! Den Verein verließen zum Saisonende Rasa Schulskyte, Anna Brandt und Narcia Paunica, die Neuverpflichtungen hießen Nadine Härdter, Anja Kramer, Ilka Held und Michaela Seifert.

Die erste Bundesligasaison im neuen Jahrtausend verlief enttäuschend. Die Heimspiel-Premiere gegen Minden wurde zwar noch gewonnen, aber dann folgte eine Niederlagenserie mit 1:13 Punkten. Auch im Europacup wurden beide Spiele nach schwachen Auftritten gegen TMO Ankara verloren. Hinzu kam, dass sich Franziska Heinz einen Achillessehnenriss zuzog und für den gesamten Rest der Saison ausfiel.

Der Handball-Vorstand zog die Reißleine und beendete den Vertrag mit Trainer Wolf mit sofortiger Wirkung. Die Mannschaft wurde jetzt von Franzi Heinz und dem früheren Bundestrainer Dr. Georg Sondern gecoacht, der übergangsweise das Traineramt übernahm. Nachfolger von Dr. Sondern wurde Dr. Thomas Kutha, der frühere Nationaltrainer der Slowakei.

Heinz Reitemeyer wird Ehrenvorsitzender 

Heinz Reitemeyer musste zu dieser Zeit aus gesundheitlichen Gründen die Abteilungsleitung an Diethardt Döring abgeben. Er wurde Ehrenvorsitzender der Handball-Abteilung, nachdem er bereits 1999 BVB-Ehrenmitglied geworden war. „Der Neue“ namens Diethardt Döring trat ein schweres Erbe an, denn der Amtswechsel vollzog sich ausgerechnet in der ersten Krise der Handball-Abteilung seit dem Aufstieg 1993.

Döring, Referent im Amt von Oberbürgermeister Günter Samtlebe bei der Stadt Dortmund, war 1997 als Hallensprecher zum BVB gestoßen. 1998 wurde er stellvertretender Abteilungsleiter, 2001 Nachfolger des erkrankten Reitemeyer an der Spitze der Abteilung.

Die Damen waren nach Abschluss der Saison lediglich auf Platz zehn der Tabelle gelandet und hatten das schlechteste Ergebnis seit dem Bundesligaaufstieg erzielt. Hinzu kam, dass die Handballabteilung durch die Umwandlung des BVB in eine KGaA alle ihre Finanzgeschäfte durch den Gesamtverein „absegnen“ lassen musste. Das war eine ziemliche administrative Herausforderung, die viel Zeit kostete, da die  Belange der Abteilung mit der gesamten wirtschaftlichen Ausrichtung der KGaA verknüpft und harmonisiert werden mussten. Später wurde sie dann aus der KGaA ausgegliedert und kam wieder zum „e. V.“

In dieser schwierigen Zeit wurden allerdings interessante neue Akzente gesetzt; man war recht innovativ. Insbesondere ist dabei die noch weiter intensivierte Nachwuchsförderung zu nennen. Auch in Sachen Sponsoring bewegte sich viel. Diethardt Döring hatte recherchiert, dass die Bundesligaspiele eines Jahres in der tagesaktuellen Berichterstattung eine Reichweite von über 100 Millionen Kontakten zeitigten. Das war ein wichtiges Argument, um weitere Sponsoren zu interessieren. So konnte z. B. eine Kooperation mit „Orthomed“ geschlossen werden.

Nochmals Heinz Reitemeyer: „2003 habe ich die Abteilungsleitung nochmals übernommen. Unsere Mädchen gewannen unter ihrem Trainer Thomas Happe, seinem „Co.“ Manfred Zander und dem sportlichen Leiter Bertram Müller den Challenge-Cup gegen den rumänischen Vertreter Selmont Baia Mare. Dieser Pokalsieg war ein außerordentlicher Erfolg, der die langjährigen guten Leistungen unseres Teams abrundete und krönte!“

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BVB gewinnt Challenge Cup der EHF

Nach dem Gewinn des DHB-Pokals 1997 heimsten die Borussinnen 2003 mit dem Challenge Cup der Europäischen Handball-Föderation den zweiten wichtigen Titel der Abteilungsgeschichte ein. 

Der Cup wurde von der EHF als Nachfolger des Euro City Cups eingeführt und stand immer ein wenig im Schatten der Champions League und des EHF-Pokals. Unabhängig davon ist der Titelgewinn eine besondere Auszeichnung für jeden Verein. So auch für den BVB!

An dem Wettbewerb können Clubs aus europäischen Landesverbänden teilnehmen, die im EHF-Nationenranking eine Position ab Rang acht einnehmen. Nach der Platzierung gestaffelt können die Länder bis zu vier Vertreter nominieren. Die Finalrunde besteht aus zwei Endspielen. Die BVB-Damen als Repräsentantinnen des Deutschen Handball-Bundes schlugen sich im Wettbewerb 2002/03 unter ihrem Trainer Thomas Happe ausgezeichnet und drangen sicher bis ins Finale vor. Hier war dann der rumänische Vertreter HC Selmont Baia Mare der Gegner.

Das Heimspiel wurde zu einer relativ klaren Angelegenheit. Der BVB gewann mit 24:16 und hatte damit einen Vorsprung von acht Treffern herausgearbeitet. Das war ein gutes Polster für die sich anschließende Partie in Rumänien. Baia Mare hat etwa 120.000 Einwohner, liegt im Nordwesten Rumäniens am Westrand der Ostkarpaten und ist die Hauptstadt des Kreises Maramures.

Das Rückspiel in der Sporthalle von Baia Mare wurde zu einer kniffligen Angelegenheit mit spannendem Verlauf. Letztendlich unterlagen die Borussinnen mit 21:27. Dieses Ergebnis reichte mit einer Tordifferenz von plus zwei zum verdienten Titelgewinn. Die Freude bei den Spielerinnen, dem Trainerstab, den Betreuern und den Offiziellen war riesengroß, hatte man doch einen weiteren tollen Erfolg erzielt, der ein Ausrufezeichen hinter die im Club geleistete Arbeit setzte!!

Die langjährige Spielerin und Frauenwartin Bärbel Puchert nahm als Ehrengast des BVB an der Fahrt nach Rumänien teil und bezeichnet das damalige Spiel und die damit verbundene Reise als einen der besonderen Höhepunkte ihrer Vereinszugehörigkeit. „Es war ein großes Erlebnis für mich, und unser Team hatte durch das tolle Heimspiel-Ergebnis den Erfolg verdient,“ urteilte sie noch kürzlich in einem Gespräch.

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Abstiege & Aufstiege – ein Wechselbad der Gefühle

Die folgenden Jahre verliefen turbulent und waren sportlich unterschiedlich erfolgreich. Nachdem es im Jahr nach dem großen Triumph noch eine weitere Teilnahme am Challenge Cup gab, folgte nach mehreren sehr durchwachsenen Spielzeiten 2007 der Abstieg in die 2. Bundesliga, Gruppe Nord. Im Anschluss daran gab es allerdings den direkten Wiederaufstieg. 

Mittlerweile hatte der ambitionierte und erfolgsorientierte Dortmunder IT-Unternehmer Andreas Heiermann die Position des Handball-Abteilungsleiters übernommen. Nach zwei weiteren Jahren in der belle etage des Frauen-Handballs fand man sich erneut in der 2. Bundesliga wieder, diesmal in der Gruppe Süd. Hier verblieb der BVB bis 2015. Dann war mit einem 2. Tabellenplatz in der Saison-Bilanz das Ziel Bundesliga wieder realisiert. Gleich in der ersten Spielzeit platzierten sich die Borussinnen auf Rang sechs und erreichten darüber hinaus das Endspiel um den DHB-Pokal, das aber leider nicht gewonnen werden konnte.

In einem Gespräch prognostizierte Abteilungsleiter Andreas Heiermann 2017, der BVB würde in spätestens fünf Jahren die erste Deutsche Meisterschaft holen. In den folgenden drei Spielzeiten konnte diese Prognose mit dem sechsten, dem vierten und dem siebten Rang noch nicht mit Leben gefüllt werden. Es gab einige interne Schwierigkeiten, und das langjährige Vorstandsmitglied Jochen Busch verließ nach Querelen um Trainerin Ildiko Barna den Verein.

Barnas Nachfolger waren Norman Rentsch und Gino Smits, dann stieß André Fuhr 2019 zum Club. Andreas Heiermann hatte einen Glücksgriff gelandet und gleichzeitig eine Spitzentruppe mit nationalen und internationalen Top-Spielerinnen zusammengestellt. Der Blick konnte auf die ersehnte „Deutsche“ gerichtet werden!

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Die Meisterspielzeiten 2020 und 2021

Als Handball-Vize Andreas Bartels am 1. September 2019 in der Sporthalle Wellinghofen den Kader für die Saison 2019/20 der Öffentlichkeit und den Fans präsentierte, konnte noch niemand ahnen, welche Turbulenzen, ausgelöst durch ein Virus namens Corona, die folgenden beiden Spielzeiten bestimmen, ja, entscheidend beeinflussen würden.

Im Jahr zuvor hatte der BVB wegen der überfälligen Sanierungsmaßnahmen der städtischen Halle „Am Lieberfeld” zu DO-Wellinghofen in Herdecke und - bei internationalen Partien - in Hamm antreten müssen. In beiden Städten war man hervorragend aufgenommen worden!

Der aktuelle Kader wies einmal mehr interessante neue Gesichter auf. Wieder war es den Verantwortlichen Andreas Heiermann und Andreas Bartels gelungen, die Mannschaft mit weiteren nationalen und internationalen Spitzenakteurinnen qualitativ zu verstärken. So kamen beispielsweise aus den Niederlanden Kelly Dulfer und Inger Smits hinzu.

Clara Woltering hatte ihre aktive Zeit beendet und gehörte jetzt als Torwarttrainerin zum Team des neuen Chef-Coaches André Fuhr, der schon seit geraumer Zeit auf der Wunschliste der Borussia ganz oben gestanden hatte. Die Bundesliga-Spielzeit lief wie „geschmiert.” Lediglich einer einzigen Niederlage gegen Metzingen (24:28) standen 18 gewonnene Spiele, zu denen auch die Partie gegen den amtierenden Deutschen Meister Bietigheim gehörte, gegenüber.

Und dann kam im Frühjahr 2020 Corona, und alles war anders als jemals zuvor. Die Pandemie setzte einschneidende eigene Akzente. Millionen Menschen auf der Welt wurden infiziert, Hunderttausende ließen ihr Leben. Alle Bereiche des Lebens, so auch der Sport, waren rund um den Globus betroffen.

Saison wird vorzeitig abgebrochen

Um die Bundesligasaison im Handball fortsetzen zu können, gleichzeitig aber Ansteckungsgefahren weitgehend zu minimieren, wurden auch beim BVB akribisch  Sicherheitskonzepte ausgearbeitet, die sowohl für die Spielerinnen als auch für das Publikum galten. Mitte April 2020 dann das Aus für die gesamte Spielzeit. Und für Borussia Dortmund ein Schlag ins Gesicht: Während Kiel bei den Männern zum Deutschen Meister erklärt wurde, entschieden die Verantwortlichen für die Damenliga, an der Spitze der frühere Nationaltorwart „Hexer” Andreas Thiel, dass es hier keinen Meister geben würde.

Der BVB war enttäuscht und fühlte sich, wie es Abteilungsleiter Andreas Heiermann in einem Interview ausdrückte, schlicht und ergreifend „diskriminiert!” Denn aus der Sicht der Borussia war die Situation bei den Damen und bei den Herren praktisch identisch. Unter diesen Umständen Kiel den Titel zuzusprechen und dem BVB nicht, war kaum nachvollziehbar.

So dachte auch Dortmunds damaliger Oberbürgermeister Ullrich Sierau, in seiner Jugend selber Handballtorwart, und schrieb einen offenen Brief an Thiel mit der Aufforderung, die Entscheidung zu überdenken und aus Gründen sportlicher Fairness den BVB ebenfalls mit dem verdienten Meisterpokal auszuzeichnen. Es half alles nichts. Eine meisterliche Spielzeit der Borussinnen verlief durch eine wenig meisterliche Entscheidung ohne die verdiente Krönung. Ein kleines Trostpflästerchen: Tabellenführer Borussia Dortmund wurde für die Champions League Saison 2020/21 nominiert.

Die Bundesligasaison 2020/21 ist als „Gesamtkunstwerk” eine einzige „Ode an die Freude!” Es wurde eine Spielzeit wie eine Beethoven-Symphonie. Und der Dirigent hieß André Fuhr, der aus seinem „Orchester” schönste Melodien hervorzauberte. Es begann mit einem souveränen Auftaktsieg gegen Buchholz-Rosengarten. Und dann folgten Siege, Siege, Siege. Kein einziges Spiel wurde verloren, kein einziges Pünktchen abgegeben. Derartiges hat die Handballgeschichte noch nicht erlebt. Als Ende Oktober 2020 selbst Bietigheim auswärts mit 28:22 geschlagen wurde, zeichnete sich ein grandioser Durchmarsch ab, der dann auch Realität wurde!

Der Kombinationssicherheit, den Tempo-Gegenstößen, der Geschwindigkeit des Spiels generell, dem trickreichen Anspiel am Kreis, dem konsequenten Abwehrverhalten und den gefährlichen Würfen aus der zweiten Reihe hatten die Gegnerinnen in aller Regel kaum etwas entgegenzusetzen.

Eine besondere Klippe außerhalb des Spielfeldes war allerdings noch zu überwinden. So musste das Team nach dem gewonnenen Rückspiel gegen Bietigheim in Dortmund bis Anfang Mai in Corona-Quarantäne gehen, was insgesamt zu einer einmonatigen Spiel- und Trainingspause führte. Das konnte durchaus zu Problemen in der mannschaftlichen Geschlossenheit und im Spielfluss führen. Aber nicht beim BVB!

Erste Deutsche Meisterschaft

Die Damen zeigten sich unbeeindruckt und siegten am 5. Mai in der Halle Wellinghofen gegen den Thüringer HC mit 39:29. Drei Tage später, am 8. Mai 2021, kam dann der bislang größte Tag in der Geschichte des Dortmunder Handballsports: Die Borussinnen traten in Halle gegen die Union Halle-Neustadt an und gewannen souverän mit 39:22. Zum ersten Mal in der Club-Historie wurde damit vom BVB im Handball eine Deutsche Meisterschaft gewonnen. Und was für eine! Man hatte jetzt bei drei noch ausstehenden Spielen sieben Punkte Vorsprung vor Bietigheim und war bis zum Saisonende nicht mehr einzuholen.

Die frischgebackenen Meisterinnen sorgten unmittelbar nach dem Schlusspfiff mit Jubelarien, Freudentänzen und Polonaisen auch für eine meisterlich-ausgelassene Stimmung in der „Halle zu Halle” und selbst die obligatorische Sektdusche durfte nicht fehlen. Andreas Heiermann und André Fuhr war in den anschließenden Interviews die Freude über das Erreichte ebenso wie ihre Erleichterung sichtlich anzumerken. Auf der Bus-Rückreise nach Dortmund ging die Siegesfeier munter weiter, und als gegen drei Uhr in der Früh der Borsigplatz erreicht und in klassischer Manier umrundet wurde, war ein weiterer Höhepunkt gekommen.

Das folgende Auswärtsspiel gegen Bad Wildungen verlief in der ersten Halbzeit aus der Sicht des BVB ausgesprochen zäh. Die Gastgeberinnen hingegen freuten sich über ein Spiel fast auf Augenhöhe. In den zweiten 30 Minuten allerdings hatten die „Vipers” nichts mehr entgegenzusetzen und unterlagen mit sieben Toren Unterschied (30:37).

Als Alina Grijseels am Samstag, dem 22. Mai 2021, 19.24 Uhr, kurz nach der letzten Heimpartie gegen die Neckarsulmer Sport-Union aus den Händen von Andreas Thiel, dem Chef der Bundesliga der Frauen, den Meisterpokal entgegennahm, war sie im wahrsten Sinne des Wortes „völlig losgelöst“. Ihr eleganter Freudensprung mit dem Pokal hoch über dem Kopf war eine abrundende Spitzenleistung an diesem Tag. Zuvor hatte ihr Team die Damen aus Neckarsulm mit 42:24 bezwungen und einmal mehr seine außergewöhnliche Klasse dokumentiert.

Doch jetzt stand der Meisterpokal im Blickpunkt. Alle Spielerinnen ließen sich damit „für die Ewigkeit“ ablichten und auch Präsident Dr. Reinhard Rauball und Abteilungsleiter Andreas Heiermann reckten das „Objekt der Begierde“ voller Freude in die Höhe! Die Titelträgerinnen hatten sich mit Krönchen geschmückt und streiften gern das Shirt mit der Aufschrift „Deutscher Meister 2021“ über. Diese herrliche Aussage fand sich auch auf überdimensionalen Bannern und Schrifttafeln in der Halle Wellinghofen wieder. Dr. Reinhard Rauball sprach sogar mit Blick auf den DFB-Pokalsieg und die errungene Handball-Meisterschaft von der erfolgreichsten Woche in der Geschichte des BVB!!

Anschließend wurden die acht Spielerinnen, die den BVB zur nächsten Spielzeit verlassen werden, mit Blumen und Dankesworten verabschiedet. Den quantitativen und qualitativen Aderlass zu kompensieren, wird keine leichte Aufgabe sein.

Über 1.000 Tore und keine Punkte abgegeben

Jetzt lag nur eine eine einzige Aufgabe vor den Borussinnen: die Nachholpartie am Dienstag, dem 25. Mai 2021, gegen Blomberg/Lippe, den aktuellen Tabellendritten. In Blomberg hatte André Fuhr vor Jahren seine eindrucksvolle Karriere als Trainer begonnen. In den Reihen der Gastgeberinnen befand sich mit Nele Franz die „Bundesliga-Spielerin der Saison 2020/21.“

Der BVB ging das Spiel konzentriert an, Blomberg hielt dagegen. Man merkte allerdings, dass es das erklärte Ziel der Schwarz-Gelben war, auch dieses Match zu gewinnen und damit die Spielzeit ohne Gegenpunkte abzuschließen. Auf dem Wege zu dem letztlich ungefährdeten 29:38 zugunsten des Gastes erzielte Mannschaftskapitänin Alina Grijseels mit ihrem Siebenmeter zum 15:9 das 1.000ste Saisontor ihres Teams.

Es war geschafft! Borussia Dortmund hatte nicht nur die Deutsche Meisterschaft gewonnen, sondern dabei auch keine Niederlage kassiert, nicht einmal ein Unentschieden! 30 Siege in Folge (Ein wegen Corona nicht ausgetragenes Spiel wurde regelkonform zugunsten von Schwarz-Gelb gewertet.)

Null Gegenpunkte in der Saisonabrechnung. Eine Meisterschaft mit über tausend Toren. Diese sportliche Einmaligkeit reiht sich BVB-historisch ein in die große Phalanx der Fußball-Erfolge mit der Deutschen Meisterschaften 1956 und 1957 in identischer Aufstellung, den Siegen im Europapokal 1966 und in der Champions League 1997 sowie dem „Double“ in Meisterschaft und Pokal 2012.

In der Champions League lief es erwartungsgemäß in der Premierensaison zunächst nicht ganz so rund. Man musste in der Hinrunde Lehrgeld zahlen. Im weiteren Verlauf zeigten die Borussinnen ihre Klasse aber auch auf dem internationalen Parkett, sodass das Achtelfinale erreicht werden konnte. Wegen der Corona-Situation in der Mannschaft des Gegners Metz verzichtete der BVB mit Rücksicht auf die Gesundheit der Spielerinnen auf die beiden Begegnungen im neutralen Nancy in Frankreich und wurde aus dem Wettbewerb genommen.

Ein bitterer Wermutstropfen fiel in das Glas der erzielten Erfolge, als im Frühjahr 2021 Kelly Dulfer, die gemeinsam mit Inger Smits nach Saisonschluss zu Bietigheim wechseln wird, in einer holländischen Zeitung gegen ihren Trainer André Fuhr schoss. Fuhr und der BVB-Handballvorstand gingen betont professionell mit den Turbulenzen um, hielten den Ball flach und ordneten alles dem angestrebten Ziel „Meisterschaft” gekonnt, sprich erfolgreich, unter.

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