Hans Tilkowski vor 90 Jahren geboren / Fußballer des Jahres 1965!
Und dann, ein paar Monate später, wurde ebenfalls zum ersten Mal ein Torhüter Bundes-Deutschlands Fußballer des Jahres: Hans Tilkowski, der „schwarze Hans“, unser „Til“ vom BVB, der am Samstag vor 90 Jahren das Licht der Welt erblickte.
Er hatte ein exzellentes Sportjahr mit überragenden Leistungen im Tor des BVB- soauch im Deutschen Pokal-Endspiel - und in der Deutschen Nationalmannschaft, hingelegt, deren Gehäuse er in sieben von acht Länderspielen hütete.
In der Partie gegen Brasilien am 6. Juni. 1965 lieferte der Til sein wohl bestes Länderspiel bis dato überhaupt ab. Er hielt nicht nur einen Elfer, sondern bestach mit Robinsonaden ohne Ende. Zwar verlor Deutschland mit 0:2, aber das lag nun in der Tat nicht am „schwarzen Hans“. Das „Sportmagazin“ urteilte: „Nicht Pele`, sondern Hans Tilkowski war der Größte!“
All das überzeugte die bundesrepublikanischen Sportjournalisten so sehr, dass sie den sympathischen Zerberus aus DO-Husen, wo er am 12. Juli 1935 auf die Welt gekommen war, zum Fußballer des Jahres 1965 wählten. Diese Auszeichnung des Sportmagazins „Kicker“ gab es seit 1960. Vor Tilkowski war der „Goldene Fußball“ mit Uwe Seeler (1960), Max Morlock (1961), Karl-Heinz Schnellinger (1962), Hans Schäfer (1963) und erneut Uwe Seeler (1964) aber ausschließlich an - höchst renommierte - Feldspieler vergeben worden. Und jetzt war der „Til“ dran, über den die französische Sportzeitschrift L`Equipe einmal geschrieben hatte: „Er ist ein Mann mit natürlicher Begabung für die Aufgaben des Torhüters. Er ist ein Beherrscher seines Tores, seines Torraumes, eine Art Jaschin:“ Dieser Vergleich war so etwas wie ein gut formulierter „Ritterschlag“ für den Dortmunder Keeper, der ähnlich wie der große Lew Jaschin immer dort stand, wo der Ball hinflog, und deshalb höchst selten sprang und durch den Strafraum segelte.
Anlässlich des BVB-Bundesligaspiels gegen den HSV (2:2) kam es am 2. Oktober 1965 in der Roten Erde zur feierlichen Pokalübergabe an den immer bescheidenen Star-Torwart. Chefredakteur Robert Becker vom Kicker überreichte die Trophäe; zu diesem Anlass war eigens auch Bundestrainer Helmut Schön angereist. Erster Gratulant allerdings war Vorjahressieger Uwe Seeler, der seinen geschätzten Nationalmannschaft-Kollegen herzlich umarmte und beglückwünschte.
1966 unterstrich der Til bei der WM in England nachdrücklich seinen Status als Weltklassekeeper und hatte großen Anteil am inoffiziellen Titel „Vize-Weltmeister“ für Deutschland. Das berühmteste aller WM-Tore, also das Nicht-Tor namens „Wembleytor“ im Endspiel gegen England, wollen wir an dieser Stelle lediglich der Vollständigkeit halber erwähnen.
Leider ist er ja Anfang 2020 84jährig von uns gegangen. Zu seiner Trauerfeier war ganz selbstverständlich auch Uwe Seeler, der leider auch schon verstorbene Ehrenspielführer der Nationalelf, erschienen, der anschließend im kleinen Kreis viele herzliche Worte über seinen langjährigen Freund fand, den er auch wegen seines großartigen sozialen Engagements sehr schätzte.
Heute denken wir an einen vorbildlichen Sportsmann, überzeugten Borussen sozial denkenden Menschen und an den wohl besten BVB-Torhüter aller Zeiten, der sein Gehäuse stets mir sachlicher Eleganz hütete und dem jegliche Show und jeglicher Firlefanz schlichtweg zuwider war.