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Fred Kelbassa vor 100 Jahren geboren
In Horst und bei Preußen Münster hatte er seit Beginn der Oberliga West 1947 als torgefährlicher Sturmtank Aufsehen erregt. Bei seinem neuen Klub musste er sich zunächst einmal durchbeißen. Trainer Bumbas Schmidt musste erst davon überzeugt werden, dass hier ein absoluter Spitzenmann im Kader stand, der mit seiner Torgefahr Spiele auch ganz allein entscheiden konnte. Als Helmut Schneider 1955 neuer Coach beim BVB wurde, war Kelbassa als Mittelstürmer (nach dem damaligen WM-System) quasi gesetzt.
Der überaus dynamische und torgefährliche Sturmtank selbst zählte die beiden Deutschen Meisterschaften 1956 und 1957 zu seinen besonderen sportlichen Höhepunkten. Insbesondere im Endspiel 1957 gegen den HSV, der mit Uwe Seeler und Klaus Stürmer antrat, lehrte Kelbassa den Keeper der Hanseaten Horst Schnoor regelrecht das Fürchten, indem er zwei grandiose Tore erzielte und auch anschließend mit der ihm eigenen Energie und Kraft Schnoor die Bälle regelrecht um die Ohren „haute“.
Anfang 1958 gehörte der Torjäger mit zu der BVB-Elf, die von den deutschen Sport-Journalisten zur ersten „Mannschaft des Jahres“ überhaupt gewählt und von Bundesinnenminister Dr. Gerhard Schröder ausgezeichnet wurde.
Natürlich stand ein Mann mit der Qualität eines Fredi Kelbassa auch im Notizbuch des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger.
1958, bereits 33 Jahre alt, wurde Kelbassa in das DFB-Aufgebot für die WM in Schweden berufen. Sein Pech: Der Youngster “Uns Uwe” Seeler startete damals seine große internationale Karriere. Kelbassa blieb in diesem Turnier, in dem die Welt zum ersten Male staunend den Namen „Pele“ zur Kenntnis nahm, nur das kleine Endspiel um die Plätze drei und vier mit der Niederlage - 4:6 - gegen Frankreich.
Insgesamt absolvierte der Stürmerstar lediglich sechs Länderspiele. Viel zu wenige für einen Mann seiner Klasse!
Beim BVB allerdings war der wuchtige Mittelstürmer eine unverzichtbare Größe in der Sturmmitte. Wenn der pfeilschnelle Modellathlet davonzog, dann gab es vielfach kein Halten mehr. Und die Schüsse Kelbassas waren so hart, dass das eine oder andere Tornetz dem Druck nicht standhielt.
Er spielte bis 1962 in schwarz-gelb und “gab” zuletzt einen respektablen Mittelläufer “alter Art.” 1961 als Rechtsaußen noch einmal in einem Deutschen Endspiel eingesetzt, reichte es beim 0:3 gegen den 1. FC Nürnberg leider nicht zur dritten Deutschen Meisterschaft für ihn und für den BVB. Diesen Titel errang er dann
1963, wenn auch absolut überraschend und eigentlich so nicht vorgesehen. Die Situation: Mit Ende der Saison 1961/62 ging Fred Kelbassa in den verdienten Fußballer-Ruhestand und beobachtete mit Freude, dass sein BVB sich zum Ende der Oberliga-Saison 1962/63 für die letzte Endrunde vor Einführung der Bundesliga qualifizierte. Kurz vor Endrundenbeginn jedoch verletzte sich der etatmäßige Mittelstürmer Jürgen Schütz so schwer, dass er die ersten Matches nicht mitmachen konnte. Ein adäquater Ersatz stand nicht parat. Also fragte man den „Rentner“ Kelbassa, ob er vielleicht für ein paar Spiele einspringen würde. Kelbassa war bereit und absolvierte im stolzen Alter von 38 Jahren die ersten vier Partien dieser historischen Endrunde. Ohne Trainings-Vorbereitung, versteht sich. Im Spiel gegen den HSV (3:2) erzielte der „Oldie“ sogar noch einen wirklich schönen Treffer. Danach war Charly Schütz wieder fit und Kelbassa konnte nun endgültig in den Fußball-Ruhestand gehen. Jetzt allerdings als dreifacher Deutscher Meister,,,
Alfred Kelbassa absolvierte insgesamt für den BVB 214 Spiele und erzielte dabei 122 Tore. Gemeinsam mit Weltmeister Hans Schäfer vom 1. FC Köln und seinem Mannschaftskollegen Adi Preißler führt er übrigens die ewige Torschützenliste der gesamten Oberliga West an, die von 1947 bis 1963 bestand.
Mit seinem Stürmer-Kollegen Alfred Niepieklo verstand er sich auch privat ausgezeichnet. Kelbassas Sohn und Niepieklos Tochter schlossen folgerichtig den Bund fürs Leben.
Neben dem Fußball gehörte Fred Kelbassas sportliches Herz der Leichtathletik und nach seiner aktiven BVB-Zeit auch dem Tennis. Als leichtathletischer Mehrkämpfer wurde er zweimal Westdeutscher Meister. Mit Sicherheit war der vielseitige Athlet einer der schnellsten Sprinter, die jemals den BVB-Dress getragen haben.
Mit seinen kongenialen Partnern Alfred Preißler und Alfred Niepieklo bildete er das legendäre Trio „Die drei Alfredos“, und damit einen Innensturm, der in ganz Europa gefürchtet war und in einem Atemzug mit den Madrilenen Gento - Kopa und di Stefano genannt wurde.
Beruflich war Alfred Kelbassa diplomierter Sportlehrer in Diensten der Stadt Dortmund und beim Sportamt für die Vergabe der Sportplätze und der Sporthallen an die Dortmunder Vereine zuständig. Seine faire Art der Zusammenarbeit brachte ihm auch hier viel Anerkennung und positiven Zuspruch.
Heute wäre Fred Kelbassa also 100 Jahre alt geworden. Deshalb erinnern wir hiermit gern an einen vorbildlichen Sportsmann, der beim BVB den Status einer ewigen Legende besitzt und in den großartigen 1950er Jahren ganz besondere sportliche und menschliche Akzente in schwarz und gelb gesetzt hat. Und eigentlich mehr zufällig seinen dritten deutschen Meistertitel einheimste.