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Der Stopper wird 85

BVB-Legende Wolfgang Paul feiert am 25. Januar 2025 seinen 85. Geburtstag: Der Uhrmachermeister und Goldschmied aus Olsberg hat als langjähriger Abwehrchef der Borussia und erster Ehrenspielführer der Schwarzgelben Geschichte geschrieben. Seine beeindruckende Karriere und vor allem auch seine Persönlichkeit haben den Familienmenschen zu einer schwarzgelben Legende gemacht – auf und neben dem Platz.

„Er ist ein feiner Mann. Ein Herr, ein wahrer Gentleman!“

Gemeint ist Wolfgang Paul, der heute am 25. Januar 2025 sein 85. Lebensjahr vollendet und dessen Persönlichkeitsbild sich mit diesen Worten trefflich umreißen lässt. Der Uhrmachermeister und Goldschmied aus dem sauerländischen Olsberg stellt beruflich und gesellschaftlich etwas dar! In seiner Heimatgemeinde sowieso. Landauf, landab darüber hinaus als langjähriger Vorsitzender des BVB-Ältestenrates, früherer Fußballspieler von unangefochten internationalem Rang und – seit der letzten Hauptversammlung im November 2024 – als erster Ehrenspielführer des BVB in seiner gesamten Historie.

Am 25. Januar 1940 in Olsberg auf die Welt gekommen, kann Wolfgang Paul mit Fug und Recht auf ein praktisch auf allen Gebieten erfülltes Leben zurückschauen. Es lief eben „rund“ bei ihm, der in Bigge-Olsberg über Jahrzehnte ein Juwelier- und Uhrengeschäft betrieb. 

Bekannt, ja, berühmt geworden ist Wolfgang Paul durch das Fußballspiel, seine erklärte Leidenschaft von Kindesbeinen an. 

Bei seinem Heimat-Verein, dem TuS Bigge, verdiente er sich erste fußballerische Sporen. 1957 folgte der VfL Schwerte. Bei seinem Onkel in Schwerte absolvierte er erfolgreich eine Uhrmacherlehre. Es folgte die Bundeswehrzeit in der Hellweg-Kaserne in Unna. Major Ottmar Rhein, der dortige Pressechef und gleichzeitig Spielerobmann des BVB, empfahl den Westfalenauswahlspieler seinem Klub, und so landete Paul 1961 beim BVB, dem er bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn treu blieb.

Hier wurde er behutsam vom Halbstürmer zum erfolgreichen Abwehrchef umfunktioniert, besser gesagt: umgeformt. Sein Debüt in der ersten Mannschaft gab Paul am 7. August 1961 im Oberligagastspiel des BVB bei Westfalia Herne. Die Westfalia siegte mit 4:0. Im Tor der Herner stand damals noch ein gewisser Hans Tilkowski. Der lange BVB-Mittelläufer Wolfgang Paul (1,86 Meter) musste gegen den noch längeren Herner Sturmführer Gerhard Clement antreten. Clement behielt die Nase vorn und erzielte zwei Treffer. Leider. Das Resultat: Sechs Spieltage Zeit zum Nachdenken für den neuen Abwehrchef der Schwarzgelben. Danach allerdings lief alles wie geschmiert: Wolfgang Paul avancierte praktisch aus dem Stand zum Stammspieler und absolvierte anschließend alle folgenden 23 Spiele seiner ersten Oberligasaison. Der „Stopper Paul“, wie er gern von den Sportjournalisten der Fachrichtung Fußball anerkennend bezeichnet wurde, war geboren. Die Fans nannten den Hünen aus dem Sauerland hingegen liebevoll „Ardeyhirsch“.

Triumphzug durch Europa

Wolfgang Paul machte eine großartige Fußballkarriere. Ohne sich in den Mittelpunkt zu drängen, reifte er zu einer Führungspersönlichkeit heran, die sowohl auf dem Platz als auch außerhalb des Fußballfeldes anerkannt wurde. Er war hart, spielte körperbetont, aber nie unfair, geschweige denn unsportlich. So ist es auch zu erklären, dass er in seiner gesamten Karriere nie vom Platz gestellt wurde.

Nach dem sensationellen Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1963 gegen den haushohen Favoriten 1. FC Köln im letzten „echten“ Endspiel um eine „Deutsche“ vor Einführung der Bundesliga, folgte 1965 mit dem 2:0 gegen die Alemannia aus Aachen der erste Sieg im DFB-Pokal. Die folgende Europapokalsaison wurde für den BVB und seinen neuen Kapitän Wolfgang Paul zu einem wahren Triumphzug durch die Stadien Europas. Weder Floriana La Valetta, CSKA Sofia, Atletico Madrid oder West Ham United mit seinen Weltstars Bobby Moore und Geoff Hurst konnten die Dortmunder auf dem Weg ins Endspiel um den Europapokal der Cupsieger stoppen. West Hams Trainer Ron Greenwood war so fasziniert von dem kopfballstarken Abwehrrecken, dass er ihn am liebsten direkt mit nach London genommen hätte. 

Und als die Borussia am 5. Mai 1966 im Hampdon Park zu Glasgow den ruhmreichen FC Liverpool mit 2:1 besiegt hatte, hatte die großartige westfälische Elf als erste deutsche Fußballmannschaft überhaupt einen Europapokal gewonnen. Dortmund war aus dem vielzitierten Häuschen, denn diese Leistung wurde zuvor nur 1954 durch den Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz übertroffen. 

Geradezu selbstverständlich wurden Wolfgang Paul, Hans Tilkowski, Siggi Held und Lothar Emmerich nach diesem sagenhaften Erfolg von Bundestrainer Helmut Schön in das Aufgebot für die WM in England berufen. Leider kam Borussias Abwehrchef hier zu keinem Einsatz. Wenn überhaupt ein kleiner Schatten auf die Karriere dieses untadeligen Sportsmanns fällt, dann ist es die Tatsache, dass er keine Länderspiele bestritt. „Worldcup Willi“ Schulz und später „Kaiser“ Franz Beckenbauer waren einfach zu stark. Das hat Wolfgang Paul, der immer mit beiden Beinen auf der Erde stand und keine Neigung zu Höhenflügen verspürte, allerdings weder menschlich noch sportlich zurückgeworfen.

Nachdem er 1970 nach fast 200 Spielen in der Oberliga West und in der Bundesliga sowie 16 Europapokalbegegnungen seine Karriere beim BVB beendet hatte, gab er sein Fachwissen und seinen reichen Erfahrungsschatz als Trainer des TSV Bigge-Olsberg und des SC Willingen weiter. Dem BVB blieb Wolfgang Paul auch nach seiner aktiven Zeit immer verbunden. Über Jahre hinweg engagierte er sich für seine Schwarzgelben als Vorsitzender des Ältestenrates, dessen Ehren-Vorsitzender er heute ist.

Gemeinsam mit Ehefrau Almut kann sich der Träger des „Silbernen Lorbeerblatts“ und Lebensretter – er rettete 1965 einen 23 Jahre alten italienischen Sporttaucher vor dem Ertrinken im Gardasee – anlässlich seines 85. Geburtstags über eine großartige berufliche und sportliche Karriere sowie – für die Pauls besonders wichtig – eine intakte Familie freuen, die ihm nach wie vor viel Halt gibt und immer wieder dokumentiert, dass er, der legendäre „Stopper Paul“, in seinem Leben unheimlich viel richtig gut gemacht hat.

Herzlichen Glückwunsch zum 85. Geburtstag, lieber Wolfgang Paul!

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