Der BVB-Handballer und -Leichtathlet Fritz Weller (Foto rechts), der am 11. Juli. 1912 - also genau vor 110 Jahren - geboren wurde, war ein Ausnahmesportler, der darüber hinaus als sozialdemokratischer Nazi-Gegner und Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime zu einem bleibenden Aushängeschild des BVB geworden ist.

Zeitungsnotizen aus den 1930er weisen ihn als exzellenten Handballer, Sprinter, Weitspringer und Stabhochspringer aus. Der sportlich vielseitig begabte junge Mann war zunächst im Arbeitersport (ATUS) aktiv; etwa seit 1928 spielte er Handball beim BVB und war Borussias bester Leichtathlet.

Über zwei Jahrzehnte ragte er als eine der „tragenden Säulen“ der 1. Handball-Mannschaft heraus. Wellers Spezialität war der von ihm eingeführte „Schockwurf.“ Der Ball wurde dabei mit beiden Händen gehalten und rückwärts über den Kopf auf das gegnerische Gehäuse geworfen, also „geschockt.“ 

Fritz Weller gehörte mit zu der legendären Elf des damaligen Handball-Obmanns Egon Pentrup, die 1932 Stadtmeister wurde, aufstieg und die Qualifikation zur Teilnahme an der Ruhrbezirksmeisterschaft schaffte. In dieser Mannschaft spielte übrigens auch gern einmal August Lenz, der erste Nationalspieler und Olympionike des BVB, der darüber hinaus ein exzellenter Sprinter und Staffelläufer war.

Fritz Weller war ein echter Dortmunder Junge. Von den am Borsigplatz wohnenden Großeltern großgezogen, lernte der kleine Fritz schon bald die Sorgen und Nöte der Arbeiterschaft kennen. Er fand seine politische Heimat bei den Sozialdemokraten, die am Borsigplatz sehr aktiv waren und für ihren Partei-Nachwuchs Schulungen und Kurse anboten.

Seine SPD-Freunde August Braun und Max Zimmermann brachten ihn nach Hitlers Machtübernahme 1933 in den aktiven Widerstand. Die Nazi-Gegner beschafften sich von Gleichgesinnten Flugblätter, Plakate und Broschüren, die dann in Dortmund unter Lebensgefahr an Litfaßsäulen geklebt, ausgelegt und verteilt wurden.

Anders als seine politischen Freunde, die durch einen Denunzinanten verraten wurden, überlebte Fritz Weller wie durch ein Wunder den Naziterror.

Durch seine damalige Haltung ist Fritz Weller neben Heinrich Czerkus und Franz Hippler, die in ihrem Kampf gegen Hitler ihr Leben lassen mussten, zu einer besonderen Ikone des BVB geworden. Darüber hinaus wurde er nach dem 2. Weltkrieg zu einem Retter des Clubs.

Die britischen Alliierten wollten damals den BVB in einem Großverein namens FS Borussia 1898/1909 aufgehen lassen und ihm damit seine Identität nehmen. Der BVB konnte aber nachweisen, dass es in seinen Reihen Widerstandskämpfer wie Fritz Weller gegeben hatte, die sich den Nazis wagemutig entgegen gestellt hatten. Deshalb erhielt er im Juli 1945 seine Selbstständigkeit zurück und durfte weiter existieren.

Bereits unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg stellte sich Fritz Weller wieder in den Dienst seiner Borussia und leitete über viele Jahre hinweg die Handball-Abteilung.

Aber auch als aktiver Leichtathlet und Handballer trat er noch lange in Erscheinung. Seinen letzten und vielleicht größten Triumph als Handballer erlebte er 1955 beim Aufstiegsspiel zur Oberliga Westfalen gegen Sachsenross Hille, als er  - schon im gesegneten Sportleralter von 43 Jahren - praktisch in der Schlussminute den Siegtreffer zum 13:12 erzielte und damit den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse perfekt machte. Später war er an der Seite von August Lenz und Aloys Scheffler lange Zeit im BVB-Ältestenrat tätig.

Fritz Weller ist am 28. Dezember 1982 gestorben und wurde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt...