Nach dem 2. Weltkrieg war der Sport aufgrund der Anordnungen der Alliierten im ganzen Land verboten. Ab 1946 - die Briten hatten Ende 1945 mit der berühmten „Direktive 23“ das Verbot aufgehoben - waren auch wieder Meisterschaftsrunden im Fußball möglich.

Westfalen wurde in zwei Ligen aufgeteilt; der BVB spielte in der Westfalenlliga, Gruppe 2. Nachdem er in der ersten Saison auf Rang 4 einkam, brachte die Saison 1946/47 dann eine entscheidende Weichenstellung!

Mit 29 Punkten aus 18 Spielen und 60:18 Toren wurde der BVB vor Erkenschwick Gruppenmeister und war damit qualifiziert für das Endspiel um die Westfalenmeisterschaft 1947 gegen den anderen Gruppenersten, den ruhmreichen FC Schalke 04 und elfmaligen Westfalenmeister in Folge..

Spiele zwischen dem BVB und dem FC Schalke 04 gibt es seit 1925. Vor dem Zweiten Weltkrieg gelang es dem BVB nur einmal, im November 1943 nämlich, die Knappen zu bezwingen.

Das Endspiel um die Westfalenmeisterschaft 1947  - übrigens das 25. Aufeinandertreffen der beiden Clubs - fand am Sonntag, dem 18. Mai, im Stadion am Schloss Strünkede zu Herne statt. Nur bedingt ein neutraler Ort, weil ziemlich nahe an Gelsenkirchen gelegen. In Wahrheit also ein verkapptes Heimspiel für die Schalker, die natürlich als Favoriten in die Partie gingen.

Die  Anhänger des BVB jedoch wollten den Knappen keineswegs kampflos das Feld überlassen. Sie hatten mit der ungewöhnlichen Bitte um Sonderzüge bei der „Deutschen Reichsbahn“ vorgesprochen und das Interesse von fast 15.000 „Schlachtenbummlern“ signalisiert. Und die Bahn reagierte prompt! Sieben Sonderzüge fuhren am Tag des großen Spiels pickepackevoll nach Herne.

Dass Fußballfans in dieser außerordentlichen Größenordnung den BVB zu einem Auswärtsspiel begleiten wollten, war bis dahin ein absolutes Novum der Vereinsgeschichte und damit ein wesentlicher  Ausgangspunkt für die bis heute anhaltende große Zuneigung zwischen Borussia Dortmund und seinem Anhang, die wir gern „Echte Liebe“ nennen.

Borussia hatte sich nach Niedermarsberg ins Trainingslager zurückgezogen. Hier schmiedete der wenige Wochen zuvor verpflichtete neue Trainer Ferdinand Fabra seinen taktischen Plan für das große Kräftemessen. Fabra, der erste Meistertrainer, den der BVB in seiner ruhmreichen Geschichte hervorgebracht hat, war ein Glücksgriff für den Verein. Er kam auf Empfehlung von August Lenz, der ihn 1935 als Assistent von Reichstrainer Prof. Dr Otto Nerz  beim DFB kennen und schätzen gelernt hatte und galt als einer der gewieftesten Taktiker in ganz Deutschland.

Fabras Idee für das Endspiel: Wir müssen den Schalker Kreisel außer Gefecht setzen, dann haben wir eine Chance.

Ausgangspunkt des Kreisels war seit Jahren Otto „Ötte“ Tibulski, Mittelläufer der Knappen. Fabras Idee: Borussias gefährlichster Angreifer, August Lenz, sollte in eine völlig neue Rolle schlüpfen und nicht stürmen, sondern Tibulski hautnah decken und diesen nicht zur Entfaltung kommen lassen.

Gesagt, getan. 30.000 begeisterte Fußballfans erlebten einen beherzten BVB, der bei strömendem Regen den Schalkern gekonnt Paroli bot.

Und: Fabras Taktik erwies sich als richtig. Der blau-weiße Kreisel wurde von Lenz im Keim erstickt.

Borussia siegte mit 3:2 nach Treffern von Max Michallek, Heinrich Ruhmhofer und Herbert Sandmann.

In dem Buch „Die Königsblauen“ wird 1949 die Niederlage aus Schalker Sicht wie folgt beschrieben:

„Es war kein Zufallssieg, wie manche zunächst wähnten, den Schalke schon bei nächster Gelegenehit richtigstellen würde. Es war vielmehr der Beginn einer neuen Etappe im westfälischen Fußball. Das Kraftzentrum hat sich verlagert. Vom Schalker Markt hat sich das Schwergewicht nach dem Borsigplatz in Dortmund verschoben.“

Mit dem legendären Sieg am 18. Mai 1947 über den FC Schalke  und dem damit verbundenen Gewinn der Westfalenmeisterschaft brachen die Schwarz-Gelben also die jahrzehntelange Vormachtstellung der Blau-Weißen in Westfalen, erlebten die Geburtsstunde des modernen BVB und kreierten gleichzeitig das Erfolgsmodell Borussia Dortmund, dessen positive Auswirkungen wir bis heute erleben:  Sowohl in der 1947 eingeführten Oberliga West als auch nach 1963 in der Bundesliga war der BVB national und international außergewöhnlich erfolgreich und avancierte insgesamt nach dem 2. Weltkrieg nach dem FC Bayern zum erfolgreichsten Deutschen Fußballclub überhaupt.

Und nicht zu vergessen: Der 18. Mai 1947 ist der Ausgangspunkt für die außergewöhnlich innige Beziehung zwischen dem BVB und seinem Anhang.

BVB:

Kronsbein; Ruhmhofer, Halfen; Michallek, Koschmieder, Janowski; Sandmann, Preißler, Lenz, Ibel, Podgorski.

FC Schalke:

Klodt I; Schweißfurth, Berg; Dargaschewski, Tibulski, Burdenski; Hinz, Kuzorra, Winkler, Gawliczek, Klodt II.