Der 3. Juni 1972 hat sich in das Gedächtnis der Anhänger von Borussia Dortmund als ein Datum kollektiver Trauer eingebrannt. Denn genau an diesem 3. Juni, gleichzeitig der 32. Spieltag der Saison 1971/72, verloren die Schwarz-Gelben ihr Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart mit 0:2 und waren damit unrettbar aus der 1. Bundesliga abgestiegen.

Auch wenn noch zwei Partien ausstanden und diese gewonnen werden sollten, konnte nichts mehr an dieser Tatsache ändern. Seit 1936 – also genau 36 Jahre -  war Borussia Dortmund immer in der jeweils ersten Liga vertreten gewesen, und nun das!

Lediglich 4.000 Besucher*innen fanden sich im Stuttgarter Neckarstadion ein, um die Partie zu sehen. So wenig Zugkraft besaß der ruhmreiche BVB, der Europapokalsieger von 1966, in diesen Jahren seines sportlichen Niedergangs.

Allerdings hatte das Spiel  wegen seines sehr mäßigen Niveaus auch nicht mehr Zuschauer*innen verdient. Stuttgart siegte durch zwei Treffer von Wolfgang Frank (38.)  und Karl-Heinz Handschuh (75.) mit 2:0. Der leider früh verstorbene Wolfgang Frank kam nach dem Wiederaufstieg des BVB in die Bundesliga 1977 zum Borsigplatz und ging hier als Sturmspitze mehrere Spielzeiten für den BVB auf Torejagd. Später wurde er Trainer und gilt heute als der Vater des „Wunders von Mainz“ und damit als zumindest indirekter Lehrmeister von Kapazitäten wie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel.

Die Saisonspiele Nr. 33 und 34 bescherten dem BVB im Anschluss an das „Stuttgart-Desaster“ noch eine 0:2-Niederlage gegen den FC Bayern München und einen 3:2-Auswärtssieg über Hannover 96.

Das war`s dann aber auch. Mit 20:48 Punkten (Zwei-Punkte-Regel) landete der BVB als Vorletzter vor Arminia Belefeld auf Platz 17 der Tabelle und trat den schmerzhaften Weg in die zweite Liga an. Hier hießen die Gegner nicht Hamburger SV, Bayern München, VfB Stuttgart, 1. FC Köln oder Eintracht Frankfurt, sondern DJK Gütersloh, 1. FC Mülheim, Rot-Weiß Lüdenscheid oder Viktoria Köln.

Das Spiel gegen Stuttgart bestritten: Rynio, Peehs, Mietz, Rasovic, Andree, Kurrat, Schütz, Bücker, Ritschel, Wilhelm, Rieländer (46. Köstler).

Zum Abschluss noch eine kleine Episode zu Abstiegs-Trainer Herbert Burdenski (Foto), seit Anfang 1972  als Nachfolger des glücklosen Horst Witzler beim BVB:

Burdenski glaubte schon bald zu wissen, wer schuld an der ganzen Misere war: Die jungen Spieler, zu denen damals auch Ingo Peter gehörte, der von Eintracht Dortmund gekommen war. Nachdem einmal wieder die Youngster ausgiebig gerügt worden waren, verließ Peter wort- und grußlos den Trainingsplatz, packte seine Sportsachen ein, stieg ins Auto und fuhr zur BVB-Geschäftsstelle in der Weißenburger Straße.

Margot Stenzel, die Geschäftsstellenleiterin, war für bass erstaunt: „Da kam doch der Ingo Peter sichtlich aufgebracht in mein Büro, sagte „das war`s mit mir“, und kündigte von jetzt auf gleich seinen Lizenzspielervertrag. Eine absolut einmalige Geschichte!“

Peter machte später eine sehr respektable Karriere bei den Chicago Sting in der US-Soccer-League und wurde 1981 US-Meister im Endspiel gegen Pele`s Cosmos New York, damals gecoacht vom legendären deutschen Meistertrainer Hennes Weisweiler.