Der 30. August 1953 war für den Dortmunder Sport ein besonderer Freudentag. Das lag weniger daran, dass der BVB an diesem Sonntag im Auftaktspiel der Oberliga-West-Saison 1953/54 Preußen Dellbrück sicher mit 4:0 besiegte, als vielmehr an der Tatsache, dass das Stadion „Rote Erde“ endlich alle Kriegsfolgen bewältigt hatte und mit der Eröffnung der neuen Tribüne quasi seine Wiedergeburt feierte.

Die „Kampfbahn“, wie die Rote Erde im Volksmund gern genannt wurde, war im November 1944 und am 12. März 1945 durch Bombenangriffe der Alliierten schwer zerstört worden und stand seitdem nur als „Torso“ für die Sportveranstaltungen nach 1945 zur Verfügung. Über 90 Bombenkrater hatte man nach Kriegsende gezählt.

Zwar waren schon einige Großveranstaltungen – insbesondere Box-Großkampftage mit Lokalmatador Heinz Neuhaus - über die Bühne gegangen, die Örtlichkeit selber erinnerte aber immer noch nachdrücklich an die Schrecken des 2. Weltkriegs.

Für den BVB, der seit 1946 das Stadion wieder nutzte, hieß dies beispielsweise, dass man sich gemeinsam mit dem jeweiligen Gegner im benachbarten Schwimmstadion „Volkspark“ umkleiden musste, um dann durch das Spalier Tausender Fußballfreunde zum Marathontor und von da aus auf den Platz zum Anstoßpunkt für die Oberligaspiele zu schreiten.

Die beliebte Sportstätte machte in den Jahren nach der Renovierung wieder eine sehr respektable Karriere: Im Juli 1955 fand z. B. das Endspiel um die Feldhandball-Weltmeisterschaft hier statt. Deutschland besiegte die Schweiz und setzte sich die Handball-Krone aufs Haupt. Weitere spektakuläre Höhepunkte bot dann immer wieder  der BVB, der hier als Deutscher Meister 1956, 1957 und 1963 sowie als DFB-Pokalsieger 1965 seine Europacup-Heimspiele durchführte. Gegner wie Manchester United,  AC Mailand, Benfica Lissabon Dukla Prag, Inter Mailand, Atletico Madrid oder West Ham United gaben ihre Visitenkarte ab. Das Spiel  in Anwesenheit der überlebenden elf Bergleute von Lengede am 4. Dezember 1963 gegen Benfica, die Mannschaft des legendären Eusebio, gilt bis heute als das größte Fußball-Ereignis, das jemals in Dortmund stattgefunden hat.

Nicht vergessen sollte man die Internationalen Leichtathletik-Veranstaltungen des OSV Hörde sowie die DLV-Meetings, die noch bis Anfang des jetzigen Jahrtausends die Leichtathletikfans faszinierten. Annegret Richter, die erfolgreichste Dortmunder Sportlerin aller Zeiten, bereitete sich in der „Roten Erde“ u. a. auf ihre Olympiasiege 1972 in München und 1976 in Montreal vor. Erstaunlicherweise hat die „Rote Erde“ insgesamt lediglich zwei Fußball-Länderspiele erlebt: 1935 gegen Irland und 1967 gegen die „Skipetaren“ aus Albanien.

Das Stadion wurde am 6. Juni 1926 mit einem Spiel der Dortmunder Fußball-Stadtauswahl gegen Wacker München , das der Gast mit sage und schreibe 11:0 Toren für sich entschied und am 13.6.1926 mit einer „lebenden Schachpartie“ des Arbeitersport-Kartells eröffnet.

Es war Teil der großen „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Volkspark,“ in deren Rahmen Tausende Erwerbslose von 1924 bis 1927 die Westfalenhalle, das Schwimmstadion „Volkspark“, das Luftbad, die Kleingartendaueranlage „Ardeyblick“ und eben die „Rote Erde“ förmlich aus dem Boden stampften. Allein die „Rote Erde“ kostete damals stolze 400.000 Reichsmark. Der erste Club, der hier großen Fußball zelebrierte, war übrigens – man glaubt es kaum – der damals heiß verehrte FC Schalke 04, der zwischen 1927 und 1943 aus Freundschaft zum BVB etwa zehn Vorrundenspiele um die Deutsche Fußball-Meisterschaft in Dortmund austrug. Und der sich am 14. November 1943 in der „Kampfbahn“ seine allererste Niederlage überhaupt gegen den BVB einhandelte.