Der BVB blickt auf eine bewegte und einzigartige Handball-Geschichte zurück. Grund genug die vielen schwarzgelben Momente und herausragenden Persönlichkeiten einmal näher zu beleuchten. Den Auftakt macht das Herrenhandball-Team, mit dem 1924 alles anfing.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe BVB-Fans,

„Handball beim BVB!“

Das ist gerade in der Gegenwart eine Erfolgsstory, die ihresgleichen sucht! Unsere-Handball-Damen sind 2021 ohne einen einzigen Verlustpunkt Deutsche Meisterinnen geworden und haben damit bundesweit Handball-Geschichte geschrieben. Darauf ist die große schwarz-gelbe Sport-Familie zu recht sehr stolz.

Aber wann und wie hat eigentlich dieser interessante Teil der BVB-Geschichte begonnen und wie war die Entwicklung bis hin zum großen Meisterschafts-Erfolg 2021?

BVB-Archivar und -Historiker Gerd Kolbe, gleichzeitig Leiter der AG Tradition, hat sich auf die Spur unserer Handball-Historie begeben und lädt ein zu einer spannenden Zeitreise von 1924 bis heute. Dabei hat er verschiedene bislang unbekannte Quellen des Stadtarchivs und des Instituts für Zeitungsforschung erschlossen und ausgewertet. Herzlichen Dank dafür!

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, ist eine Pionierarbeit! Die historische Arbeit ist mittlerweile gestaltet und illustriert und wird jetzt ins BVB-Internet gestellt. Vorfreude ist angesagt auf eine packende Darstellung in fünf Folgen der bislang 97 Jahre alten Handball-Abteilung von Borussia Dortmund mit all ihren Höhen, aber auch mit ihren Tiefen.
Viel Spaß beim Lesen, Stöbern und Staunen auf den Spuren unseres BVB-Handballs.

Freundliche Grüße,

Dr. Reinhard Rauball                                                      Andreas Heiermann.

Handball beim BVB

1924: Mit den Handball-Herren ging`s los!

Man schrieb das Jahr 1924. Dortmund hatte mittlerweile etwa 300.000 Einwohner, und Dr. Ernst Eickhoff war Oberbürgermeister. Bei den Kommunalwahlen errangen die Kommunisten als stärkste Partei 29,4 % der Stimmen. Die Sparkasse bezog ihre neuen Räume in der Hansastraße – heute befindet sich dort das Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Im Verlaufe des Jahres verließen die französischen Besatzungstruppen die Stadt, die Ruhrbesetzung war Geschichte.

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Dr. Ernst Eichhoff

Am Borsigplatz beging der BVB sein 15-jähriges Bestehen. Die Fußballer kickten als Zweitligisten in der 1. Kreisliga Dortmund – Herne des Märkischen Kreises. Vor knapp zwölf Monaten hatte es einen Wechsel an der Club-Spitze gegeben: Franz Jacobi, der legendäre Vorsitzende von 1910 bis 1923 und spätere erste Ehrenpräsident, hatte sein Amt in die Hände von Heinrich Schwaben gelegt, seinem langjährigen engsten Vertrauten und Mitarbeiter. Gemeinsam hatten sie 1919 den Gang zum Amtsgericht mit der Eintragung als “e.V.” vorbereitet, gemeinsam die erste Satzung einschließlich der (teilweise kuriosen) Spielordnung entworfen.

Schwaben war tatkräftig und  kraftvoll zupackend, gleichzeitig aber auch sehr kreativ und visionär und ein angesehener Mann der heimischen Wirtschaft. 1914 zum BVB gestoßen, spielte er in jungen Jahren als Verteidiger selbst Fußball und war, wie gesagt, seit 1919 Jacobis rechte Hand in allen Vereinsfragen.

Als neuer Vereins-Chef setzte der „Heinz,“ wie man ihn nur nannte, im Jubiläumsjahr 1924  markante neue Akzente. Neben dem Ausbau der „Weißen Wiese“ zum „BORUSSIA-SPORTPLATZ,“ dessen Herz und Motor er war, legte er sein Augenmerk auf zwei neue Disziplinen, die er  in den Verein

integrierte: Handball und Boxen. Die Boxer definierten sofort das Kürzel „BVB“ in „Boxen vom Borsigplatz“ um und platzierten dadurch eine erste eigene Duftmarke. Ihnen wurde eine separate Abteilung zugestanden; die Handballer hingegen gingen mit den Leichtathlen – die beiden Disziplinen galten traditionell als “verwandt” - zusammen.

Handball fand Schwabens Interesse durch einen guten Bekannten, den Reichswehr-Hauptmann Drape, der als Vorsitzender des Polizei-Sportvereins seit geraumer Zeit eine entsprechende Abteilung unterhielt und überall dafür warb, denn in Dortmund führte diese Sportart bis dato ein Mauerblümchendasein. Drape träumte von mehr sportlicher Konkurrenz innerhalb des Kreises und als Resultat dessen von zusätzlicher Resonanz und Aufmerksamkeit. Deshalb animierte er den Sportkameraden Schwaben, ebenfalls Handball einzuführen.

An die Spitze der neuen Abteilung traten zunächst Robert Unger, Bruder des ersten BVB-Präsidenten Heinrich Unger, und Karl Wienke, als Mitglied der legendären Sprintstaffel der Gründerjahre ein Begriff am Borsigplatz.

So populäre und verdiente Borussen wie Karl Hagedorn, Egon Pentrup und Fritz Weller komplettierten nach und nach die Handball-Führungsriege.

Die Spieler Heinrich und Ernst Dreesbeimdick, Theo Kopacki, Willi Hegel, Herbert Dirzus, Franz Meißner, Heinrich Westphalen, Hans Schaffrin, Paul Stremmel, Karl Ochenfahrt, Willi Lietz, Alber Ruttorf, Paul Heinz, Willi Lücke, Karl Behrend, Heinrich Horstmann und Otto Szymanzik gehörten zu den Akteuren “der ersten Stunde.”

Um als “Newcomer” innerhalb des Clubs Ansehen und Anerkennung zu erlangen, legten sich die Handballer 1924 beim Ausbau der “Weißen Wiese” zum “BORUSSIA-SPORTPLATZ” mächtig ins Zeug. Die Werbung in eigener Sache  machte Eindruck -  und genau das sollte sie ja auch!!

Auch in ihrer ureigensten Sportart, dem Feldhandball, waren sie von Beginn an flott dabei und erkämpften sich sowohl  auf dem BORUSSIA-SPORTPLATZ  als auch auf den Spielstätten der Umgebung bald einen guten Namen, setzten bereits in den ersten Jahren beachtliche Akzente und organisierten ihren Spielbetrieb so effizient, dass, ehe man sich versah, zwei komplette Mannschaften aufgeboten werden konnten, um sich in Meisterschaftsspielen mit anderen Clubs zu messen.

Der sportliche Aufschwung ging zügig und erfolgreich vonstatten, was dazu führte, dass sich morgens bei den Handballern öfter mehr Zuschauer einfanden als nachmittags bei den kickenden Kollegen.

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Handball beim BVB

1926: Favorit Hamm bezwungen

So auch am 14. März. 1926, als es zu Hause vor 3.000 Besuchern (!) gegen die renommierte Mannschaft der Hammer Spielvereinigung ging und die Schwarz-Gelben überraschend, aber verdient, mit 6:2 Toren gewannen. 

Die Gäste waren wegen ihrer körperlichen Präsenz und dem damit verbundenen wuchtigen Spiel, das schwer einzudämmen war, gefürchtet. Aber der BVB war bestens eingestellt. Gleich nach dem Anpfiff ging er couragiert zur Sache, fing die erste Aktion der Gäste ab und sofort entwickelte sich ein spannender Kampf.

Leider litt die Partie unter dem schlechten Wetter und dem damit verbundenen schweren Geläuf. Es kam immer wieder zu kuriosen Situationen, wenn Spieler parterre gingen. Bester Mann auf dem Feld war Borussias Stürmer Kopacki, der mit zwei Treffern den Halbzeitstand (2:0) herstellte. Der BVB überzeugte über weite Phasen mit guter Ballbehandlung und flinken Kombinationen.

In der zweiten Hälfte dominierten die Schwarz-Gelben weiter, wobei sich Meißner und Stremmel erheblich steigerten und mehrfach gefährlich vor dem Gästetor auftauchten. Als Stremmel das 3:0 erzielte, war die Gegenwehr der Hammer gebrochen. Dieses vorentscheidende Tor fiel recht kurios. Der Hammer Keeper unterschätzte Stremmels Wurf aus 16 Metern und ließ den Ball aus den Händen gleiten, der dann über seine Schulter den Weg ins Netz fand.

Schön und gleichzeitig effektiv waren über die volle Distanz die Kombinationen des BVB- Innensturms, gegen die die Hammer keine adäquate Antwort fanden. Der Endstand von 6:2 für die Gastgeber entsprach voll und ganz dem Spielverlauf.

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Handball beim BVB

1930er Jahre: Erfolgreiche BVB-Handballer

Die gute sportliche Entwicklung schlug sich in entsprechenden Spiel- und Saisonergebnissen nieder: Bereits 1932 konnten die Borussen in die höchste Handballklasse aufsteigen. Zur Aufstiegstruppe gehörte ein gewisser August Lenz, der nicht nur Fußball-Nationalspieler war und als Sprinter Aufsehen erregte, sondern auch als Handballer sein Können nachwies. Akteure wie Gruhn, Burzik oder Kopacki waren ebenfalls vielseitig unterwegs.

Ähnlich wie der blonde August zeigten sie sowohl im Handball als auch im Fußball ihr beachtliches Können. Wenig später durfte sich der Gruppenmeister BVB sogar an den Spielen um die Ruhrgaumeisterschaft beteiligen.

Die Mannschaft mit Meissner, Jerrai, Mönnekes, Weller, Burzik, Clench, Schmidt, Sümers, Labs, Kitowski, Kopacki und Kaminski war aufgrund der beachtlichen Erfolge bald in aller Munde. Kurze Zeit später kam Josef „Jupp” Fröhlich hinzu, der gut zwei Jahrzehnte später als Trainer besondere Akzente setzte und 1955 den Aufstieg in die Oberliga Westfalen perfekt machte.

Die Kehrseite der Medaille: Andere Clubs wurden auf die talentierten Dortmunder Nordstädter aufmerksam und lockten sie fort vom Borsigplatz. Das schmerzte, zumal der durchaus begabte Nachwuchs die entstandenen Lücken quantitativ nicht vollständig schließen konnte. Trotzdem belegte man bereits in der Saison 1938/39 wieder einen ehrenvollen zweiten Tabellenplatz hinter dem MS Hamm, nachdem sämtliche Spiele der Rückrunde siegreich absolviert worden waren.

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In diesen Jahren profitierten die Handballer von dem guten „Händchen” und dem Sachverstand ihres Handball-Obmanns Willi Bietzek, der, wenn erforderlich, mit Erfolg auch in die Rolle des Trainers schlüpfte.

Auch die Jugendmannschaft ließ aufhorchen. 1938/39 belegten die Jung-Borussen hinter dem TV Eintracht Dortmund den zweiten Tabellenplatz in der lokalen Spitzenliga.

Der 2. Weltkrieg hatte für die Handballer ähnlich tragische Konsequenzen wie für die Kollegen vom Fußball: Viele Jungs, die an der Front gekämpft hatten, kehrten nicht zurück.

In dieser Zeit übernahm Handball-Abteilungsleiter Willi Bietzek die historische Rolle Franz Jacobi aus dem 1. Weltkrieg und sorgte dafür, dass die Soldaten des Clubs – Handballer, Fußballer und Leichtathleten - kontinuierlich mit Informationen aus der Heimat versorgt wurden, um den Kontakt zum BVB und zum Borsigplatz nicht abreißen zu lassen.

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Handball beim BVB

Nach dem 2. Weltkrieg: Ziel Oberliga

1945 lag Dortmund in Trümmern. Überall herrschten Not und Elend; die City war zu 93% zerstört. Die Menschen waren der Verzweiflung nahe, wussten nicht, wo sie wohnen, wie sie sich kleiden und ernähren sollten. Das sportliche Leben begann unter dem Einfluss der britischen Besatzungsmacht und ihres Sportbeauftragten Fritz Kauermann zunächst schleppend, entwickelte sich Ende 1945 aber wieder Schritt für Schritt nach vorn. 

Für den Handball war innerhalb des Kreissportverbandes Dortmund eine eigene „Fachschaft” zuständig. Der BVB wurde der Gauklasse, nach der Oberliga die zweithöchste Spielklasse, die 1b. der Kreisliga zugeordnet.

Nach Abschluss der Meisterschaftsrunde 1945/46 hatte sich die „Erste” gut behauptet, während die 2. Mannschaft nach dem SC Brambauer auf Platz zwei vor Brechten, Lünen und Lindenhorst landete. Sie hätte damit sogar aufsteigen können, was aber nach den Verbandsregularien nicht möglich war.

Als generelles sportliches Ziel für die Zukunft gab die Handball-Abteilung das Erreichen der höchsten Spielklasse, der Oberliga Westfalen, heraus! Das war sehr ambitioniert, sehr mutig! Die folgenden Jahre bis etwa 1956 waren die sportlich interessantesten der Handball-Herren überhaupt und sollen deshalb etwas eingehender beleuchtet werden.

Ende Oktober 1946 gab es auf dem Alemannia-Sportplatz an der Eberstraße das erste weit über die Stadtgrenzen hinaus beachtete Handballfest nach dem 2. Weltkrieg: Vor 10.000 Besuchern spielte die Auswahl Westdeutschlands gegen den Norden und siegte verdient nach großer Leistung mit 13:7. Im Team der Gäste spielte Siegfried Perrey, der später einer der wichtigsten deutschen Sportfunktionäre werden sollte. Die gesamte BVB-Mannschaft war vor Ort und bekam qualifizierten Anschauungsunterricht, der aber zunächst nichts fruchtete.

Fünf Niederlagen zum Saisonstart

Die Gauklassen-Saison des Jubiläumsjahres 1949 gingen die BVBler zwar mit durchaus berechtigten Hoffnungen an, versiebten aber den Saisonstart mit fünf Niederlagen in Folge kläglich. Unabhängig von der Meisterschaftsrunde spielten sie und ihre Vereins-Kolleginnen im Oktober 1949 in der Hoesch-Kampfbahn ein Benefizturnier zugunsten des Tbc-Hilfswerks und bewiesen damit ein lobenswertes soziales Engagement.

Zu den Stützen des damaligen Herren-Teams gehörten Hengstmeier, Kaufmann, Just, Siegmund, Watteroth und Chwatacz. Beim Meisterschaftsspiel in Recklinghausen fehlte ein plötzlich erkrankter Akteur. Der langjährige Spieler und jetzige Kassenwart Watteroth ließ sich nicht lange bitten, streifte „Schlips und Kragen” ab, stand plötzlich in schwarz-gelb da und machte mit. Leider fehlte ein Törchen zum eigentlich verdienten Punktgewinn.

Insgesamt gesehen verlief die Saison aber nicht so, wie erhofft, denn am Ende stand der Abstieg in die Bezirksliga. Erst ganz zum Schluss wurde der überfällige Altersschnitt gemacht und das Team auf mehreren Positionen verjüngt. Zu spät!

Der kühne Traum von der Oberliga war in weite Ferne gerückt. Aber: Trotz des Abstiegs verließ kein einziger Spieler die Borussia! In der Bezirksklasse legten die Männer 1951/52 einen guten Start hin und holten aus drei Spielen 5:1 Punkte. Zum lokalen Saisonhöhepunkt wurde das Match gegen TuS Wellinghofen, das der BVB Anfang 1951 mit 15:13 gewann.

Im März 1952 wurde Fritz Weller (Foto oben rechts) wieder einmal Handball-Abteilungsleiter. Schon kurz danach gab er bekannt, dass das Club-Urgestein Josef „Jupp“ Fröhlich, als Leichtathlet und Handballer allen am Borsigplatz ein Begriff, von der kommenden Saison an als Trainer die Handballer übernehmen würde. Auch der Verband verkündete Neuigkeiten und teilte - überraschend - mit, dass künftig  eine neue Liga, die Landesliga, eingeführt werden solle, der der BVB zugeordnet würde.

Turnier in Eindhoven

Den Saisoneinstieg 1952/53 feierte die Borussia mit einem Turniersieg in Eindhoven. Es war das erste Mal, dass nach dem 2. Weltkrieg eine Dortmunder Mannschaft zu einem Sportereignis nach Holland eingeladen wurde. Der BVB schlug sich prächtig, siegte gegen Eindhoven und Zürich und verlor lediglich im Endspiel gegen die Sportfreunde Gevelsberg (14:20).

Torhüter Brinkmann, aus Aplerbeck gerade erst zum BVB gestoßen, stellte in Eindhoven erstmals sein beachtliches Können unter Beweis. Erfreulich: Bereits jetzt erkannte man die Handschrift des neuen Trainers Jupp Fröhlich. Mit Brinkmann, Weller, T. Grothues, Cerwinski, Meyer, J. Grothues, Waskowiak, Just, Henksmeier, Sigmund und Darge trat man anschließend gegen Dorstfeld an und siegte mit 6:3. Der neue Stamm der 1. Mannschaft begann sich zu formieren.

Gegen Tabellenführer Hattingen setzte es zu Hause anschließend allerdings eine 7:11 Niederlage. 3.000 Besucher erlebten ein tolles Spiel, das hin und her wogte. Bester Borusse war einmal mehr Keeper Brinkmann. Insgesamt war die Partie eine gelungene Werbung für den Handballsport! Mit guten Ergebnissen in den folgenden Partien hielt der BVB Anschluss an die Tabellenspitze.

Zu Beginn der Rückrunde lag er mit nur zwei Punkten Rückstand unmittelbar hinter Spitzenreiter Hattingen. Die letzten sechs Spiele wurden alle gewonnen! Die gut trainierte Fröhlich-Truppe profitierte von ihrer guten körperlichen und spieltaktischen Verfassung. Anfang März ging es zum Rückspiel nach Hattingen. Das Spiel Erster gegen Zweiter ging leider mit 5:12 verloren. Die Partie fand erneut vor 3.000 Besuchern statt und hatte ein hohes Niveau, da beide Seiten hervorragenden Sport auf Augenhöhe boten.

Hattingen als Tabellenerster stieg nach Abschluss der Meisterschaftsspiele auf, der BVB als ausgezeichneter Zweiter leider nicht, hatte seine Anhänger aber keineswegs enttäuscht! Das große Ziel, in der Oberliga, also zwei Klassen höher zu spielen, lebte weiter!

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Handball beim BVB

1954/55: Meister der Landesliga, Staffel 4

Die Saison 1954/55 begann mit Unentschieden gegen die starken Kontrahenten TV Soest und Hamm. Unser Team präsentierte sich gefestigt, mit ihm musste gerechnet werden! Neben Soest und Hamm waren Kamen, Ahlen, Aplerbeckermark, Jahn Soest, Ahlen und Oelde die sportlichen Mitbewerber um „höhere Weihen.“

In den ersten fünf Spielen blieb der BVB ungeschlagen und unterstrich seine Ambitionen. Insbesondere gegen Kamen gab es einen harten Kampf, in dem man sich knapp durchsetzte.

Der Oktober wurde ein schwarzer Monat. Zwei Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden waren eigentlich zu wenig für die Borussen und ihre Ambitionen. Um diese Scharte auszuwetzen, startete der BVB elanvoll mit zwei Siegen gegen Soest und Hamm in die Rückserie. In der Tabelle lag er jetzt drei Punkte hinter dem VfL Kamen, der mit 22:4 Zählern führte.

Die weiteren Spiele wurden zu einem Zweikampf mit dem alten Rivalen aus dem Nachbarkreis Unna, den der BVB letztlich für sich entschied. Nach den 20 Meisterschaftsspielen führte er in der Tabelle mit 32: 8 Punkten vor dem VfL Kamen mit 29:11 Punkten und Ahlen mit 25:15 Punkten an und wurde damit Meister der Landesliga, Staffel 4.

Das erste Ziel war erreicht, das zweite – der Aufstieg in die Oberliga – musste noch realisiert werden.

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Handball beim BVB

1955: Ziel Oberliga erreicht

Den 19. Juni 1955 haben die BVB-Handballer bis zur Auflösung der Männer-Mannschaft in den späten 1980er Jahren oft als die Krönung ihrer gesamten Vereins-Geschichte bezeichnet. Denn an diesem letzten Spieltag der Aufstiegsrunde, die man als Sieger der westfälischen Staffel IV erreicht hatte, stiegen die Herren von Borussia Dortmund  in die Oberliga Westfalen und damit in die höchste deutsche Handball-Spielklasse auf. Der Gegner in dieser entscheidenden Heimpartie war Sachsenross Hille.

In den Spielen zuvor gegen Hohenlimburg, SV Gütersloh, TG Münster und Ferndorf hatte man eine gute Ausgangsposition für den lang ersehnten Aufstieg geschaffen. Allerdings musste man gegen Hille gewinnen, sonst konnte man sich alle Ambitionen von der sprichwörtlichen Backe putzen.

Die „Sachsenrösser“ waren der erwartet schwere Gegner mit spielerisch und taktisch bestens geschulten Akteuren. Die Partie wogte hin und her und stand vom Ergebnis her immer auf des Messers Schneide.

Die Gäste hatten bereits drei Tore vorgelegt, als der BVB zum ersten Mal erfolgreich abschloss. Auf beiden Seiten zeigten sich die Angriffsformationen in guter Verfassung, trafen allerdings auf ähnlich gut disponierte Torhüter. Nach dem Pausenstand von 5:5 wurde die Dramatik in der zweiten Halbzeit auf die Spitze getrieben. Die Borussen kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, Hille hielt dagegen und das Ergebnis offen. Dabei halfen den “Sachsenrössern” drei verwandelte 13-Meter-Strafwürfe.

Unmittelbar vor dem Abpfiff tauchte urplötzlich Borussias „Mr. Handball“ Fritz Weller im Angriff auf, schnappte sich das Leder, setzte gekonnt eine Körpertäuschung an, zog trickreich ab, und der Ball trudelte am verdutzten gegnerischen Keeper vorbei ins rechte Toreck. Das war der entscheidende Treffer zum 13:12.

Sekunden danach war die Partie beendet. Gemeinsam mit ihrem Trainer Jupp Fröhlich tanzten die Schwarz-Gelben ausgelassen über das Spielfeld. Das vor Jahren ausgegebene Ziel war erreicht und die höchste deutsche Spielklasse im Sturm erobert worden. Die Namen der siegreichen Kämpen: Henkmeier, Just, Brinkmann, Darge, Cerwinski, Weller, Siegmund, Hansmeier, Waskowiak, Thurau, Abramowsky, Grothus, Scholten, Wick, Schoppohl.

Einladung zum WM-Endspiel

Fritz Weller, der Schütze des entscheidenden Tores gegen Hille, war zum Zeitpunkt des Spiels bereits 43 Jahre alt, aber immer noch ein unermüdlicher Kämpfer, der nie resignierte, geschweige denn aufgab. Als Lohn für den großen Erfolg lud der BVB-Vorstand seine Handballer einen Monat später zum Endspiel um die Feldhandball-Weltmeisterschaft 1955 in die Rote Erde ein.

Gemeinsam mit 45.000 begeisterten Zuschauern erlebten die frisch gebackenen Oberligisten den Gewinn des WM-Titels der Deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz. Das war für die Bundesrepublik nach der Fußball-WM 1954 der zweite ganz große Titel in einer Mannschaftssportart nach 1945! Leider war es den Borussen nicht lange vergönnt, in der Oberliga zu spielen. Bald musste man der Erstklassigkeit wieder adieu sagen; es folgte der Abstieg in die Landesliga.

Es hatte Turbulenzen und Querelen gegeben innerhalb der Mannschaft. Zum Training kamen manchmal nur vier, fünf Akteure, bei Meisterschaftsspielen fehlte schon einmal unabgemeldet der eine oder andere Spieler, der sonntags arbeiten musste. Trainer Jupp Fröhlich resignierte und verließ den BVB in Richtung Eintracht Dortmund.

Das alles war nicht zu verkraften und schlug sich in den Leistungen nieder. Das hohe Niveau zu halten, fiel den Handballern auch deshalb schwer, weil „König“ Fußball mehr und mehr die Geschicke des BVB bestimmte. In der Halle konnte man dem TuS Wellinghofen zwar noch zweimal ein Schnippchen schlagen und den Kreismeistertitel erobern, allerdings galt Hallenhandball damals noch mehr als Bewegungstherapie für den Winter denn als ernst zu nehmende Sportart.

Ende des Herrenhandballs beim BVB

Zehn Jahre – von 1959 bis 1969 – spielte man auf dem Feld in der Landesliga, danach in der Bezirksliga. Dann verlor Feldhandball an Bedeutung und Hallenhandball trat seinen Siegeszug an. 1974 wurde der BVB der Hallen-Kreisliga zugeordnet.

Mit den Trainern Rainer Butt und Jupp Waskowiak verblieb man in dieser Liga. Der eine oder andere angestrebte Aufstieg konnte - wenn auch knapp – nicht realisiert werden. 1983/84 sah es recht gut aus. Der neue Trainer Norbert Jambon, der vom TuS Wellinghofen zum BVB stieß, und fünf neue Akteure sorgten für gute Leistungen, die in der Endabrechnung für einen zweiten Tabellenplatz, aber leider nicht für den Aufstieg, langten.

Sportlicher Leiter der Herren war von 1978 bis 1987 Heinz Reitemeyer; ihm folgte Hans Thurau. Doch die Zeit der Handball-Herren war vorbei. Nach erheblichen Querelen mit dem Verband beschloss der Vorstand das sportliche Ende der Herren einschließlich der Jugendmannschaften und fokussierte sich von nun an ausschließlich auf die Damen.

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