Handball beim BVB
1924: Mit den Handball-Herren ging`s los!
Man schrieb das Jahr 1924. Dortmund hatte mittlerweile etwa 300.000 Einwohner, und Dr. Ernst Eickhoff war Oberbürgermeister. Bei den Kommunalwahlen errangen die Kommunisten als stärkste Partei 29,4 % der Stimmen. Die Sparkasse bezog ihre neuen Räume in der Hansastraße – heute befindet sich dort das Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Im Verlaufe des Jahres verließen die französischen Besatzungstruppen die Stadt, die Ruhrbesetzung war Geschichte.
Dr. Ernst Eichhoff
Am Borsigplatz beging der BVB sein 15-jähriges Bestehen. Die Fußballer kickten als Zweitligisten in der 1. Kreisliga Dortmund – Herne des Märkischen Kreises. Vor knapp zwölf Monaten hatte es einen Wechsel an der Club-Spitze gegeben: Franz Jacobi, der legendäre Vorsitzende von 1910 bis 1923 und spätere erste Ehrenpräsident, hatte sein Amt in die Hände von Heinrich Schwaben gelegt, seinem langjährigen engsten Vertrauten und Mitarbeiter. Gemeinsam hatten sie 1919 den Gang zum Amtsgericht mit der Eintragung als “e.V.” vorbereitet, gemeinsam die erste Satzung einschließlich der (teilweise kuriosen) Spielordnung entworfen.
Schwaben war tatkräftig und kraftvoll zupackend, gleichzeitig aber auch sehr kreativ und visionär und ein angesehener Mann der heimischen Wirtschaft. 1914 zum BVB gestoßen, spielte er in jungen Jahren als Verteidiger selbst Fußball und war, wie gesagt, seit 1919 Jacobis rechte Hand in allen Vereinsfragen.
Als neuer Vereins-Chef setzte der „Heinz,“ wie man ihn nur nannte, im Jubiläumsjahr 1924 markante neue Akzente. Neben dem Ausbau der „Weißen Wiese“ zum „BORUSSIA-SPORTPLATZ,“ dessen Herz und Motor er war, legte er sein Augenmerk auf zwei neue Disziplinen, die er in den Verein
integrierte: Handball und Boxen. Die Boxer definierten sofort das Kürzel „BVB“ in „Boxen vom Borsigplatz“ um und platzierten dadurch eine erste eigene Duftmarke. Ihnen wurde eine separate Abteilung zugestanden; die Handballer hingegen gingen mit den Leichtathlen – die beiden Disziplinen galten traditionell als “verwandt” - zusammen.
Handball fand Schwabens Interesse durch einen guten Bekannten, den Reichswehr-Hauptmann Drape, der als Vorsitzender des Polizei-Sportvereins seit geraumer Zeit eine entsprechende Abteilung unterhielt und überall dafür warb, denn in Dortmund führte diese Sportart bis dato ein Mauerblümchendasein. Drape träumte von mehr sportlicher Konkurrenz innerhalb des Kreises und als Resultat dessen von zusätzlicher Resonanz und Aufmerksamkeit. Deshalb animierte er den Sportkameraden Schwaben, ebenfalls Handball einzuführen.
An die Spitze der neuen Abteilung traten zunächst Robert Unger, Bruder des ersten BVB-Präsidenten Heinrich Unger, und Karl Wienke, als Mitglied der legendären Sprintstaffel der Gründerjahre ein Begriff am Borsigplatz.
So populäre und verdiente Borussen wie Karl Hagedorn, Egon Pentrup und Fritz Weller komplettierten nach und nach die Handball-Führungsriege.
Die Spieler Heinrich und Ernst Dreesbeimdick, Theo Kopacki, Willi Hegel, Herbert Dirzus, Franz Meißner, Heinrich Westphalen, Hans Schaffrin, Paul Stremmel, Karl Ochenfahrt, Willi Lietz, Alber Ruttorf, Paul Heinz, Willi Lücke, Karl Behrend, Heinrich Horstmann und Otto Szymanzik gehörten zu den Akteuren “der ersten Stunde.”
Um als “Newcomer” innerhalb des Clubs Ansehen und Anerkennung zu erlangen, legten sich die Handballer 1924 beim Ausbau der “Weißen Wiese” zum “BORUSSIA-SPORTPLATZ” mächtig ins Zeug. Die Werbung in eigener Sache machte Eindruck - und genau das sollte sie ja auch!!
Auch in ihrer ureigensten Sportart, dem Feldhandball, waren sie von Beginn an flott dabei und erkämpften sich sowohl auf dem BORUSSIA-SPORTPLATZ als auch auf den Spielstätten der Umgebung bald einen guten Namen, setzten bereits in den ersten Jahren beachtliche Akzente und organisierten ihren Spielbetrieb so effizient, dass, ehe man sich versah, zwei komplette Mannschaften aufgeboten werden konnten, um sich in Meisterschaftsspielen mit anderen Clubs zu messen.
Der sportliche Aufschwung ging zügig und erfolgreich vonstatten, was dazu führte, dass sich morgens bei den Handballern öfter mehr Zuschauer einfanden als nachmittags bei den kickenden Kollegen.